Die UBS steht mit ihrer starren Ausrichtung auf das Vermögensverwaltungsgeschäft mit Superreichen offenbar an einem Scheideweg. Dieses ist für den neuen Co-Chef Iqbal Khan zu wenig profitabel. Die UHNW-Einheit von Josef Stadler wird aufgelöst.
Josef «Joe» Stadler war der grosse Gewinner der vor zwei Jahren vollzogenen Fusion der beiden Wealth-Management-Einheiten der UBS. Hatte er zuvor mit dem UHNW-Geschäft, als dem Segment der superreichen Kunden, einen Fachbereich geleitet, war er Chef einer Geschäftseinheit geworden, für die er nun auch Umsatzverantwortung trug.
Die Verdienste Stadlers für die UBS waren unumstritten. Die UBS entwickelte sich zur «Bank der Milliardäre», deutlich über 1 Billion Dollar steuert die UHNW-Einheit den gesamten verwalteten Vermögen der UBS bei. Doch Stadler bolzte vor allem Volumen – die Margen, welche die UBS mit superreichen Kunden erzielt, sind mager. Der weltweit grösste Wealth Manager sei im Prinzip der grösste Custodian von Superreichen-Gelder geworden, ein Asset Servicer, heisst es auf dem Schweizer Finanzplatz.
Angriff auf die «heilige Kuh»
Mit Iqbal Khan startete diesen Oktober ein neuer Wealth-Management-Chef, auf dem grosse Erwartungen lasten. Der Star-Banker soll neben Wachstum schaffen vor allem die Profitabilität in der Einheit steigern. Denn dieser Makel drückt seit geraumer Zeit auf die auch in diesem Jahr äusserst verhaltene Performance der UBS-Aktie.
UBS-CEO Sergio Ermotti gab Khan 60 Tage, um Ideen zu sammeln, welche das Wealth Management in Fahrt bringen sollten. Nun scheint es, Khan habe sich der «heiligen Kuh» angenommen. Wie die Branchenseite «Inside Paradeplatz» am Montag berichtete, will Khan die Einheit Stadlers weitgehend auflösen.
Mit anderen Worten: die Verwaltung der Gelder in der Geschäftseinheit UHNW fällt wieder unter die Obhut der Regionen-Chefs Christine Novakovic (Europa), Brian Hull (USA), Sylvia Coutinho (Lateinamerika), Anton Simonet (Schweiz) sowie an Amy Loh und August Hateke (Asien).
Die UBS dementierte den Bericht nicht, gab aber auch keinen weiteren Kommentar ab. Mit den Vorgängen vertraute Personen bestätigten gegenüber finews.ch aber: Stadlers Reich steht vor der Auflösung.
Konfliktreiche Matrix-Organisation
Fakt ist, dass Stadlers Geschäft zwar Volumen generiert, aber zu wenig Profit abwirft. Zudem hat die Matrix-Organisation in der Wealth-Management-Geschäftsleitung mit der Aufteilung nach Regionen einerseits und dem Sammelbecken für UHNW-Kunden andererseits ständig für Konfliktstoff gesorgt hat. Die Regionenchefs sollen es teils wenig goutiert haben, dass UHNW-Kunden aus ihrer Region in einer anderen Einheit «gebucht» würden.
Recherchen von finews.ch im Jahr 2018 hatten gezeigt, welch erbitterten Kampf sich Stadler zuvor namentlich mit Paul Raphael, dem vormaligen Europa- und Schwellenländer-Chef um Kunden und Vermögen geliefert hatte. Raphael hatte in dem Konflikt noch den Kürzeren gezogen. Doch seine Nachfolgerin für die Region Europa, Christine Novakovic, gab sich mit der Situation nicht zufrieden. Auch zwischen ihr und Stadler sorgte die Aufteilung immer wieder für Konflikte.
Vier Chefs
Schliesslich ist die Situation auch für Kundenberater und UHNW-Team-Leiter eher unübersichtlich. In Europa haben sie mit Novakovic, Stadler, Khan und Europa-Präsidentin Sabine Busse-Keller gleich vier Chefs.
Der 43-jährige Khan will diese Konfliktzone offenbar glätten. Mit Auflösung des UHNW-Geschäftsbereichs und der gleichzeitigen Schaffung einer Einheit für die anspruchsvollsten und wohl umsatzstärksten, sie stünde weiterhin unter Stadlers Leitung, würde Khan auch eine Einteilung gemäss Kundenbedürfnissen und -ertragsströmen vornehmen.
Denn die UBS muss sich der Frage stellen, ob es längerfristig Sinn macht, teure Strukturen für ein Kundensegment zu unterhalten, welches die UBS nur als Depotbank nutzt – für die margenträchtigen Transaktionen und Investments jedoch lieber die eigenen Netzwerke nutzt.