Wenn es Staley über die nächsten zwei Quartalsabschlüsse hinaus ernst mit den Lohneinschränkungen ist, stehen die Chancen nicht schlecht für einen Wandel. Spezifisch für die teuren Londoner Investmentbanker von Barclays gilt derzeit, dass letztere angesichts des drohenden «Brexit» und von Massenentlassungen bei Häusern wie der Deutschen Bank bei der Stellenwahl nicht allzu heikel sein dürfen. Ebenfalls rechtfertigt der mässige Geschäftsgang des europäischen Investmentbanking Einschnitte bei den Boni.
Über die Londoner «City» hinaus lässt sich zudem erkennen, dass es praktisch jeder europäischen Grossbank an Wachstum fehlt. Solange sich dieses nicht einstellt, liegt der Fokus auf Sparanstrengungen – und nach den Entlassungen und Restrukturierungen rücken die Lohnkosten unweigerlich ins Rampenlicht.
Murrende Grossaktionäre
Das zeigte sich zaghaft bei der Schweizer UBS, die Anfang Jahr zusätzliche Sparanstrengungen lancierte und dabei aufgrund des Geschäftsgangs auch die Sondervergütungen im Investmentbanking und in der globalen Vermögensverwaltung drosselte.
Doch mit der Zaghaftigkeit könnte es vorbei sein, wenn sich auch die Grossaktionäre noch stärker auf den Zusammenhang zwischen Performance und Entlöhnung einschiessen. Bei Barclays sitzt der aktivistische Investor Ed Bramson Staley wegen des teuren Investmentbanking im Nacken. Bei der Deutschen Bank wiederum murren die Aktionäre immer lauter gegen die Cheflöhne.
Schweigen ist keine Option mehr
Ein Aufbegehren war dieses Jahr auch im Vorfeld der Generalversammlungen von UBS und CS seitens der Aktionärsrechts-Vertreter zu vernehmen. Anlässlich der Abstimmungen wurden die Saläre dann aber sowohl bei der UBS wie auch bei der CS durchgewunken. Die befürchtete Revolte ist damit bis auf Weiteres vertagt.
Hingegen zeichnet sich ab, dass es sich die Branche immer weniger leisten kann, über die Lohnpolitik zu schweigen. Als Beispiel dafür darf erneut Barclays-Boss Staley dienen. Der feuerte Anfang Jahr seinen Investmentbanking-Verantwortlichen Tim Throsby – offenbar auch deshalb, weil Throsby die hohen Boni in seiner Division nicht antasten wollte.
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