Die UBS hat in den USA einen hochrangigen Ex-Politiker in ihre Reihen geholt. In Washington vrsuchte er während Jahren, Bestimmungen im Finanzsektor wieder zu lockern – mit wenig Erfolg.
Die UBS hat in den USA Jeb Hensarling engagiert, einen ehemaligen republikanischen Kongressabgeordnenten aus dem US-Bundesstaat Texas. Hensarling gilt als marktliberaler konservativer Republikaner, der die vergangenen sechs Jahre im Kongress dem House Financial Service Committee vorstand und somit Gesetze für den Finanzsektor ausarbeitete.
Während dieser Zeit hat Hensarling versucht, das umfassende Regulierungspaket Dodd-Frank Act rückgängig zu machen, die Staatshilfe für die Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac zu kappen, die Schutzbestimmungen für Konsumkreditnehmer abzuschwächen und der Export-Import-Bank, sie unterstützt US-Exporteure und ihre Kunden, Mittel zu entziehen.
Relativ diffuser Aufgabenbereich
In all diesen Vorhaben ist Hensarling gescheitert. Nun übernimmt er bei der UBS Americas einen Posten als Vice Executive Chairman in der Niederlassung in Dallas. Solche Positionen sind in der Regel hoch bezahlt, jedoch ohne bestimmte operative Verantwortung für Geschäftsbereiche, warum sie auch die Bezeichnung Frühstücksdirektor tragen.
Hensarling soll künftig eng mit dem Führungsteam, den Kundenberatern und Bankern bei der UBS zusammenarbeiten, um die wichtigsten Kundenbeziehungen in allen Geschäftsbereichen zu stärken, heisst es in einem Schreiben von Tom Naratil, President UBS Americas, was inhaltlich relativ vielsagend ist.
Immer die Connection nach Washington
Die Schweizer Grossbank hat in der Vergangenheit immer wieder hochrangige Politiker aus Washington engagiert, zum Beispiel Phil Gramm. Er sass zwölf Jahre lang in Washington im Senat für seinen Bundesstaat Texas und hatte zudem das Senate Banking Committee geleitet.
Gleich anschliessend an seine Polit-Karriere wurde Gramm zur UBS in die Investmentbank als Vice Chairman geholt. Im Jahr 2012 trat Gramm in den Ruhestand. Sein direkter Vorgesetzter war damals Robert Wolf, ein enger Berater des damaligen US-Präsidenten Barack Obama.
Beziehungen bis ins Oval Office
Gramm gilt als Förderer Hensarlings, der die vergangenen Jahre in Washington damit zubrachte, Finanzmarktregulierungen aus der Ära Obamas rückgängig zu machen. Der 62-jährige Sohn eines Hühnerfarmers weiss also recht gut Bescheid über den Betrieb in der Hauptstadt und die gegenwärtigen politischen Entwicklungen bezüglich Markt und Regulierung im Finanzsektor.
Einer seiner engsten Freunde ist laut «Dallas News» (Artikel in Europa nicht zugänglich) Vize-Präsident Mike Pence, Hensarling selber soll einst auf Donald Trumps Shortlist für den Posten des Finanzministers gewesen sein. Den Job bekam aber der ehemalige Goldman-Sachs-Partner Steve Mnuchin.
Hensarlings Engagement bei der UBS geht in den USA nicht unbemerkt vonstatten. Wenn Washingtons stärkster Befürworter für Finanzmarktderegulierungen nur drei Monate nach seinem Ausscheiden im Kongress beim drittgrössten Vermögensverwalter der USA anheuert, ruft dieser fliegende Seitenwechsel Kritiker auf den Plan.