Die Basler Bank Baumann zählt nur noch zwei voll haftende Teilhaber. Diese haben jetzt einen Notfall-Plan geschmiedet – und machen sich auf die schwierige Suche nach Nachfolgern.
«Wir sind beide nicht mehr die Jüngsten»: das sagen Matthias Preiswerk und Daniel Rüedi (Bild unten), seit Ende 2017 die letzten voll haftenden Teilhaber der kleinen Basler Privatbank Baumann & Cie Banquiers, von sich selber.
Zwar machten die beiden Finanzprofis, die schon seit Jahrzehnten zusammenarbeiten, anlässlich einer Medienorientierung vom (gestrigen) Montag einen rüstigen Eindruck. Doch was bedeutet es für das Institut und seine 59 Mitarbeitenden, wenn ein böses Schicksal plötzlich einen der Chefs ereilen sollte? Oder gleich beide, sind die Teilhaber doch oft gemeinsam bei Kunden unterwegs?
Befristeter Verzicht aufs Erbe
Mit solch morbiden Fragen schlugen sich Preiswerk und Rüedi herum in den letzten Monaten, die, wie finews.ch berichtete, nicht frei von Turbulenzen für die Privatbank waren. Ergebnis der Überlegungen ist ein neuer Gesellschaftervertrag, der mit einigen Neuerungen aufwartet.
So enthält das Papier erstmals in der beinahe 100-jährigen Geschichte des Hauses klare Regelungen zum «worst case»: Beim Hinschied eines Baumann-Teilhabers bleibt dessen im Unternehmen gebundene Kapital auf längere Zeit beim Institut. Die Familien der beiden Banker mussten dazu eigens eine befristete Verzichtserklärung aufs Erbe unterschreiben.
Ferner befassen sich die beiden Teilhaber nun intensiv mit der Nachfolge. Dazu sind «intensive Bemühungen» in Gange, wie Preiswerk und Rüedi betonten. Gesucht wird dabei besonders bankintern, wo letzten August der Credit-Suisse-Banker Daniel Burkhardt als Leiter Basel zu operativen Geschäftsleitung stiess. Offenbar braucht es einiges Überredungsgeschick, um jüngere Banker-Generationen dazu zu bewegen, mit ihrem Privatvermögen ganz ins Risiko zu stehen.
Mit der Bank verheiratet
Das betrifft nicht nur die Teilhaber in spe, sondern auch deren Partner. Ehefrauen- und männer, sagt Preiswerk, müssten früh in solche Gespräche eingebunden werden. Denn Teilhaber werden, weiss er, ist wie «ein zweites Mal heiraten». Noch mehr: gegenüber der Bank müsse die Ehefrau oftmals zurückstehen.
Preiswerk und Rüedi argumentieren dabei aus dem Brustton der Überzeugung. Nach einer Phase der Selbstfindung im Jahr 2017, infolge derer Ex-Teilhaber Rolf Bühler die Privatbank verliess, sind beide erst recht überzeugt, dass die Rechtsform Zukunft hat, gerade mit Blick auf die Digitalisierung.
«Der Anonymität des Internets stellen wir Vertrauenspersonen gegenüber», erklärt Rüedi. Ausserdem seien die Gesellschafter viel schneller in der Entscheidungsfindung als ein herkömmlicher Verwaltungsrat. Gerade für jüngere Mitarbeiter sei das Teilhaber-Modell mit ein Grund, zu Baumann & Cie zu stossen.
Segel einholen am Genfersee
Indes, nicht alle sehen das so rosig wie beiden Basler Überzeugungstäter. 2014 sorgte das noble Genfer Dreigestirn Pictet, Lombard Odier und Mirabaud für einen Zeitenwechsel, als die Institute wie ein Mann zur Kommandit-Aktiengesellschaft übergingen.
Vergangenen Juli entschieden sich dann die beiden Teilhaber der Genfer Bank Mourgue d'Algue, mit der lokalen Konkurrentin Gonet zu fusionieren und auf die Traditionsmarke zu verzichten. Damit schmolz der Kreis der «echten» Schweizer Teilhaber-Privatbanken auf Bordier in Genf sowie E. Gutzwiller & Cie, Rahn + Bodmer und Reichmuth & Co in der Deutschschweiz – und eben Baumann in Basel.