Neben den bereits genannten Trends kommt sicher das sich verändernde Kundenverhalten als auch die regulatorische Komplexität hinzu. Spannend finde ich Artificial Intelligence und Cognitive Computing.Diese Technologien arbeiten wie das menschliche Gehirn und lernen selbständig dazu.

Es ist ein Ansatz, um aus den immensen bestehenden Datenmengen völlig neue Erkenntnisse zu gewinnen und für unser Geschäft zu nutzen. Interessant sind ebenso Cloud Computing, der Bezug von IT-Dienstleistungen aus dem Internet sowie Regtech, innovative Technologien für die Bewältigung von regulatorischen Aufgaben.

Wie sieht es mit der Blockchain-Technologie aus?

Es ist ein interessantes Konzept mit grossem Potenzial. Mit Ausnahme der heute schon verfügbaren Cryptocurrencies als konkretem Anwendungsfall werden erst in fünf bis zehn Jahren komplexere marktreife Anwendungen verfügbar sein. Eine davon könnte die Wertschriftenabwicklung sein, die sich mit dieser Technologie radikal vereinfachen liesse.

«Wir wissen, dass weniger als 20 Prozent der Startups überlebensfähig sind»

Wir haben mit verschiedenen Stellen in der LGT abgeklärt, ob es Anwendungen gibt, an deren Entwicklung wir mitwirken könnten. Das Feedback war eindeutig: Es gibt zurzeit keinen internen Use Case für die Blockchain-Technologie. Spezialisten in unserem Hause verfolgen jedoch die Thematik.

Für die nächsten Jahre wird ein massiver Stellenabbau bei Banken prognostiziert, unter anderem weil sogenannte Fintech-Unternehmen den Banken das Geschäft wegnehmen sollen. Wie beurteilen Sie das?

Eine seriöse Beurteilung über das Ausmass des Abbaus ist heute nicht möglich. Wir müssen die neuen Möglichkeiten des digitalen Fortschrittes als Chance erkennen und nutzen. Dies wird unsere Marktstellung verbessern und die LGT auf dem Erfolgspfad halten. Angst ist fehl am Platz. Offenheit gegenüber dem Wandel ist wichtig, es gilt, diesen anzunehmen, mitzugestalten und die erforderlichen Qualifikationen zu erwerben.

Und zu den Fintechs: Ich sehe diese primär nicht als Konkurrenten, sondern als wertvolle Partner, mit denen wir bereits heute eng zusammenarbeiten. Allerdings müssen diese Unternehmen sehr sorgfältig evaluiert werden. Es gibt zu viele Fintechs, viele davon im Startup-Stadium.

Aus der Venture-Capital-Industrie wissen wir, dass weniger als 20 Prozent der Startups überlebensfähig sind. Dies lässt sich meines Erachtens analog auch auf die Fintech-Industrie übertragen.


Der 55-jährige André Lagger ist seit 2001 CEO von LGT Financial Services und seit 2006 CEO des Geschäftsbereichs Operations & Technology. Er studierte Betriebs- und Volkswirtschaft an der Universität Bern, wo er auch promovierte.