Die Privatbank EFG International durchlebte nach der Übernahme der BSI turbulente Zeiten. Nun sieht sich EFG-Chef Joachim «Joe» Strähle an einem Wendepunkt, wie er im Interview mit finews.ch-TV verrät.
Sein Comeback in der Branche und zwar als CEO der Schweizer Privatbank EFG International hatte sich Joachim «Joe» Strähle im April 2015 wohl etwas weniger turbulent vorgestellt. So richtig ungemütlich wurde es für den Ex-Safra-Sarasin-Chef vor allem beim Kauf der Tessiner Privatbank BSI im Februar 2016.
Denn kurz nach der Akquisition stellte sich heraus, dass die Traditionsbank tief in die Korruptionsaffäre rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt war. Als Konsequenz entzogen die Singapurer wie auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht der BSI die Geschäftslizenz, was nichts anderes als das Ende des Instituts bedeutete
«Mich machte vor allem der Reputationsschaden und die damit verbundenen Folgen betroffen», sagt Strähle im Interview mit finews.ch-TV.
Mit BSI-Integration auf Kurs
Seit der Übernahme der BSI haben Kunden Vermögen in Milliardenhöhe abgezogen. Allein im ersten Semester 2017 flossen 5,5 Milliarden Franken ab. Der 59-Jährige will das Kapitel BSI denn auch möglichst schnell schliessen, was mit deren IT-Integration in die EFG definitiv Tatsache sein wird.
Das soll bis Ende dieses Jahres der Fall sein, wie Strähle im Interview weiter erklärt. Damit erhofft sich der Banker Kostensynergien von jährlich 240 Millionen Franken.
Auf der Suche nach neuen Beratern
Die BSI-Integration einmal abgeschlossen, wird sich die EFG wieder auf ihr Wachstum konzentrieren können, und offenbar ist die Ausgangslage dafür gut. «Die EFG verfügt über eine sehr gute Grösse, sie ist konkurrenzfähig und wird in gewisser Weise als eine neue Bank im Markt wahrgenommen. Wir spüren, dass sich sehr viele Leute für uns interessieren», betont Strähle.
Die Bank verfüge auch über eine gute Eigenkapitalquote im Vergleich zu anderen Häusern und sei dadurch auch in der Lage, in den verschiedenen Wachstumsregionen neue Berater einzustellen, so der EFG-Chef. Als Zielmärkte gelten Asien, Lateinamerika, Europa und natürlich die Schweiz.
Neuer Ärger?
Italien bereitet dabei etwas Sorge. Denn im vergangenen Mai bemängelte die italienische Zentralbank strukturelle und administrative Compliance-Schwächen in den Filialen in Como und Milano – auch das ein lediges Erbe der BSI. Im Extremfall droht sogar eine Schliessung der beiden Niederlassungen.
Das wäre denkbar schlecht, denn Italien ist hinter Deutschland und Frankreich der drittgrösste Private-Banking-Markt in der Eurozone. «Wir gehen derzeit durch einen rechtlichen Prozess und hoffen, dass wir mit dem Regulator eine Einigung erzielen können», sagt Strähle gegenüber finews.ch-TV.
Mehr im Video-Interview mit Joachim «Joe» Strähle.
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