Namhafte deutsche Geldhäuser sind auf dem Schweizer Finanzplatz am Verschwinden. Doch nicht alle. Ein Beispiel aus der Praxis.
Commerzbank, Dresdner Bank, Landesbanken: Grosse deutsche Banknamen verschwinden auf dem Schweizer Finanzplatz. Im Gegensatz zu dieser Ausdünnung sieht die DZ Privatbank Schweiz indessen keinen Anlass, ihre Zelte ebenfalls abzubrechen.
Im Gegenteil. Wie Richard Manger, Vorsitzender der Generaldirektion, gegenüber finews.ch erklärt, plant das Institut sogar einen Ausbau seiner Geschäftsaktivitäten. Weiteres Personal wird gesucht.
Zielkundschaft: gehobener Mittelstand
Die DZ Privatbank Schweiz hat ihren Sitz in der Zürcher Innenstadt und verwaltet mit 190 Beschäftigten rund 8 Milliarden Franken an Kundengeldern. Das Institut ist eine Tochter des genossenschaftlichen Finanzverbunds in Deutschland, der die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie die Sparda-Banken und PSD Banken umfasst. Die 1‘200 Volksbanken und Raiffeisenbanken verfügen in Deutschland über 14‘000 Geschäftsstellen.
Aus diesem Pool rekrutiert sich grossmehrheitlich die Klientel der DZ Privatbank Schweiz. Es sind vermögende Privatkunden, insbesondere auch aus dem gehobenen Mittelstand, die ihr Vermögen in einer zunehmend globalisierten Welt auch geographisch diversifizieren wollen.
Neuorientierung wird fünf Jahre dauern
Nach Einschätzung Mangers stehen dabei nicht primär steuerliche Motive im Vordergrund. Vielmehr dominieren Sicherheits- und Renditeüberlegungen. Vor diesem Hintergrund habe der Schweizer Finanzplatz wenig von seiner Strahlkraft eingebüsst, stellt Manger fest.
Gleichwohl räumt er ein, dass die Branche in einer Phase der Neuorientierung stecke, welche vier bis fünf Jahre Zeit beanspruchen werde. In diesem Zeitraum sieht Manger enorme Chancen für jene Banken, die ihr Geschäftsmodell bereits den veränderten Bedingungen angepasst hätten.
Berechenbare Rechtsstaatlichkeit
Neben den bekannten Vorteilen, die der Finanzplatz Schweiz weiterhin biete, nämlich Kompetenz, Vertrauen, Sicherheit und berechenbare Rechtsstaatlichkeit, komme dem Service, der auf die individuellen Bedürfnisse der Klientel eingehe, wachsende Bedeutung zu. Manger spricht in diesem Zusammenhang von «Domizilberatung». Er meint damit unter anderem die gezielte Erstellung und Aufbereitung aller erforderlichen Unterlagen und Bescheinigungen, die ein Kunde in seinem Wohnsitzland für seine finanziellen Angelegenheiten benötigt.
Diese Kompetenz in der «steuerlichen Compliance» verbunden mit einem zeitgemässen Privacy-Gedanken sieht Manger als Kernelemente für das «Swiss Banking 2.0». «Der Kundenberater der Zukunft wird keine Produkte verkaufen, sondern am Nutzen gemessen, den er seinen Kunden stiftet», sagt Manger.
Grösse nicht mehr per se attraktiv
Unter diesen Prämissen attestiert der DZ-Banker mittelgrossen und kleineren Geldhäusern durchaus gute Geschäftsaussichten, in einem Markt, der nicht länger von einigen Konzernen dominiert wird. Grösse und Marktstellung einer Bank hätten bis vor der Krise eine wesentliche Bedeutung gespielt. Nun nicht mehr. Grösse und Macht seien heute bei der Akquisition eher hinderlich, findet Manger. «Das ist für Kunden nicht mehr per se attraktiv.»
Manger stellt auch fest, dass wichtige Akteure wie die Grossbanken auf dem hiesigen Finanzplatz derzeit nicht in der Lage seien, ihre gestaltende Funktion wahrzunehmen. Vielmehr würden sich beide stark zurückhalten, um nicht immer wieder in die Schlagzeilen zu geraten. Manger erwähnt auch die Schweizerische Bankiervereinigung, die bei ihrer personellen Erneuerung noch am Anfang stehe.
Licht bloss nicht unter den Scheffel stellen
Trotzdem sieht der DZ-Privatbank-Chef für die Schweiz viel Potenzial, zumal andere Finanzplätze mit wesentlich akuteren Problemen konfrontiert seien. «Ich verstehe nicht, warum die Schweiz ihr Licht so unter den Scheffel stellt. Bisweilen könnte man meinen, der Finanzplatz stehe am Abgrund.
Tatsächlich habe es mit der UBS einen einzigen ordnungspolitischen Sündenfall gegeben. Deswegen müsse man sich nicht andauernd entschuldigen. «Das ist nichts verglichen mit der Situation mit Deutschland und England, wo der Staat unglaubliche Mengen an Geld in den privaten und den öffentlich-rechtlichen Bankensektor gepumpt hat», sagt Manger.
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