Nach einer Phase der Stagnation will die amerikanische Grossbank J.P. Morgan das Geschäft mit vermögenden Schweizern umso mehr forcieren. Nachholbedarf besteht vor allem in der Deutschschweiz.
Nick Bossart (Bild) ist Investmentbanker durch und durch. Der 44-jährige Chef von J.P. Morgan Schweiz machte im Investmentbanking der UBS und der Deutschen Bank Karriere, bevor er im Herbst 2012 zum amerikanischen Haus stiess.
Als er dort Anfang 2014 zum Länderchef aufstieg, lautete denn auch seine Ansage klar: «Wir müssen zur führenden ausländischen Investmentbank in der Schweiz aufsteigen.»
Doch weiterhin ist der Grossteil der rund 1'000 Mitarbeitenden von J.P. Morgan in der Schweiz im Private Banking tätig. Das unterstreicht die wichtige Position des Marktes im Gefüge des US-Riesen: Nach Amerika ist die Schweiz dessen wichtigster Vermögensverwaltungs-Standort.
Jeder zehnte Franken aus der Schweiz
Entsprechend ist Bossart als Schweiz-Chef gehalten, auch im Private Banking vorwärts zu machen. Dies umso mehr, als das Geschäft zuletzt stagnierte: Verwaltete J.P. Morgan in der Schweiz 2013 rund 90 Milliarden Franken an Kundengeldern, sind es mittlerweile nur noch 87 Milliarden Franken.
Wie Bossart nun an einem Mediengespräch erklärte, sind die entsprechenden Massnahmen bereits eingeleitet. Als Schweiz-Chef will er dabei insbesondere das Onshore-Geschäft mit der hiesigen Klientel forcieren. Rund 10 Prozent der verwalteten Vermögen stammen bereits von dieser Klientel, und laut Bossart konnte in den letzten 18 Monaten deutlich mehr Onshore-Gelder gewonnen werden.
Offensive an der Limmat
Gut verankert ist das Private Banking der Amerikaner dabei vor allem in der Westschweiz. Dort ist J.P. Morgan laut Bossart gerade bei der Betreuung ausländischer Unternehmer mit Wohnsitz in der Schweiz sehr präsent.
In der Deutschschweiz hingegen bestehe noch Potenzial, wie Bossart freimütig zugibt. Entsprechend hat er die Absicht, das Private-Banking-Team in Zürich zu verstärken.
Konsolidierung gewinnt an Fahrt
Vorerst eine Absage erteilt Bossart hingegen der Übernahme anderer Privatbanken. «Eine Akquisition ist momentan aber nicht anvisiert», kommentiert Bossart auf eine Frage von finews.ch.
Dessen ungeachtet sieht der Schweiz-Chef weiter einen «starken Konsolidierungsdruck im Swiss Private Banking», wie er weiter ausführt. Und damit einen Trend, für den sich ein Investmentbanker wie Bossart zwangsläufig interessieren dürfte.