Die UBP-Fondsmanagerin setzt auf den «Thiam-Effekt» bei der Credit Suisse. Gegenüber finews.ch verrät sie, warum sie den Schweizer Bankwerten totzdem nicht viel zutraut.

Eleanor Taylor Jolidon ist in der überschaubaren Welt der Schweizer Fondsmanager eine Ausnahmeerscheinung. Und das nicht allein, weil sie eine der immer noch ganz wenigen Frauen im Metier ist. Sondern, weil sie dem schnelllebigen Geschäft seit 15 Jahren die Treue hält.

Bald sieben Jahre arbeitet sie nun schon für die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), für die sie den Aktien-Schweiz Fonds UBAM Swiss Equity betreut.

Das tut sie nach sieben Jahren immer noch leidenschaftlich, wie jedem sofort klar wird, der ihr gegenüber sitzt. «Der Fonds ist ein bisschen wie ein Kind für mich – deshalb kommen auch mal die Emotionen hoch», gibt die gebürtige Britin zu. Deshalb helfe es umso mehr, sich auf die Rationalität der Analyse und der langjährigen Erfahrung zu besinnen, erklärt Jolidon.

Ganz rational begründen kann die erfahrene Fondsmanagerin denn auch, warum sie derzeit in ihrem Portefeuille ausgewählter Schweizer Aktien kaum Bankwerte hält: Gerade bei den Grossbanken schrecke weiterhin das Risiko neuerlicher Klagen, findet Jolidon.

Obschon: Als die Credit Suisse (CS) am 10. März die Ernennung Tidjane Thiams zum Nachfolger von CEO Brady Dougan beknanntgab, gehörte auch die UBP-Fondsmanagerin zu jenen Investoren, die der Grossbank an der Börse zu einem Kurssprung verhalfen.

CS muss Richtung UBS gehen

«Wir kennen Herrn Thiam von unserem Engagement bei Prudential her und haben ihn dort als sehr fähigen Manager erlebt», so Jolidon. Allerdings sei Thiam auch nur ein einzelner Mensch und könne deshalb weder die Klage-Risiken noch die Eigenkapital-Probleme der Bank über Nacht lösen, so die Fondsmanagerin weiter. Und trotzdem sind Ihre Erwartungen an den künftigen CS-Chef hoch. «Wir erwarten, dass er bis zum Herbst klar aufzeigt, wie er insbesondere die Vermögensverwaltung der Credit Suisse voranbringen will.»

Jolidon hofft wie viele anderen Investoren darauf, dass sich die CS mehr in die Richtung der Erzrivalin UBS bewegt. «Für deren relativ stabiles Wealth-Management-Modell gibt es am Aktienmarkt eine klare Nachfrage», erklärt Jolidon. Und warnt: «Bleiben die Visionen aus, würden wir unsere Position bei der CS jedoch umgehend verkaufen.»

Gar nicht erst einsteigen mag die Fondsmanagerin bei Schweizer Privatbanken – obwohl sie ja selber für eine arbeitet. «Bei Unternehmen wie Julius Bär verlangsamt sich das Wachstum, was die Kosten zusätzlich nach oben treibt», sagt sie. Derweil sei in Asien das Neugeldwachstum zwar hoch, aber teuer zu generieren – und dürfte wohl auch nicht nachhaltig sein.

Lieber Swiss Re als Zurich

Ebenfalls etwas zurückgenommen hat die erfahrene Fondsmanagerin ihrer Position in Schweizer Assekuranz-Werten. Die Aktie von Zurich könne zwar vom stärkeren Wachstum in den USA profitieren, erwartet Jolidon. Sie «möge» jedoch den Rückversicherer Swiss Re besser, weil dieser über viel überschüssiges Kapital verfüge und damit dessen hohe Dividendenrendite und Aktienrückkäufe mittelfristig gesichert schienen.

Die Swiss-Life-Aktie hält sie derweil für günstig bewertet, und bei Baloise und Helvetia sieht sie steigende Gewinne.

Richtig positiv gestimmt ist Jolidon derzeit nur gegenüber Finanzdienstleistern, die in Nischen agieren: So etwa der auf alternative Anlagen spezialisierte Vermögensverwalter Partners Group oder der Beratungsspezialist VZ.

Wachstums-Champion Leonteq

Richtig ins Schwärmen kommt Jolidon beim Derivate-Spezialisten Leonteq. «Wir sehen dort eine sehr schöne Wachstumsgeschichte – bezeichnenderweise ist Leonteq ja mehr ein Fintech- als ein Finanz-Unternehmen», sagt die Fondsmanagerin.

Für althergebrachtes aktives Fondsmanagement, wie sie es bei UBP betreibt, sieht sie derweil weiterhin eine Zukunft. «Mit einem Indexfonds etwa auf den SMI lässt sich nur einen Teil der Qualität des Schweizer Aktienmarkt abbilden – und Indexfonds auf den SPI haben oftmals eine geringere Grösse als unser Fonds.» Wahr sei aber auch, dass der Druck auf aktive Fondsmanager gestiegen sei.

«Wir werden für Performance bezahlt – und die müssen wie mehr denn je liefern», so Jolidon.