An der zum Verkauf stehenden Privatbank Coutts International ist Boris Collardi nur mässig interessiert. Das hindert ihn jedoch nicht daran, neue Ausbaupläne zu schmieden.

Julius-Bär-Chef Boris Collardi (Bild) gibt sich im britischen Finanzbatt «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) nur mässig interessiert an der Privatbankent-Tochter der britischen Royal Bank of Scotland (RBS). «In diesem Umfeld an einer Auktion teilzunehmen erscheint uns zu unsicher. Wir werden es wohl vorziehen, diesen Weg nicht zu beschreiten», sagt er.

Das Statement kommt als Überraschung, hatte doch Collardi noch vergangenen September reges Interesse an einer Übernahme bekundet.

Mexiko, Kolumbien und Saudi-Arabien

Collardi Zurückhaltung im Fall Coutts heisst aber nicht, dass er weiteren Übernahmen abgeneigt wäre. Im Gegenteil. Wie er dem britischen Finanzblatt anvertraute, sei seine Bank weiterhin an Käufen im In- und Ausland interessiert.

Im Ausland könne er sich «vorstellen», neue Märkte über Beteiligungen an Playern vor Ort zu erschliessen – und dann nach und nach eine Mehrheit zu übernehmen.

Als Zielmärkte nennt er diesbezüglich Mexiko und in einem späteren Schritt Kolumbien. Auch Saudi-Arabien habe sich Julius Bär dieses Jahr angeschaut, aber das richtige Geschäftsmodell bisher noch nicht gefunden, erklärt Collardi.

12 Milliarden Franken weniger

Dabei verdaut das von Collardi geführte Schweizer Traditionshaus noch immer das internationale Private-Banking-Geschäft von Merrill Lynch, das es sich vor rund zwei Jahren einverleibt hatte. Anfang 2015 soll die Transaktion nun abgeschlossen sein, verspricht Collardi, und Julius Bär zusätzliche 60 Milliarden Franken an Kundenvermögen verwalten.

Eigentlich hatte er früher mit bis zu 72 Milliarden Franken Assets aus dem Merrill-Lynch-Deal gerechnet. Dass es nun eweniger wird, entmutigt ihn aber nicht. Im Gegenteil: Julius Bär könne eine weitere Transaktion von dieser Grösse stemmen, sagt Collardi.

Alle Informationen geschickt

Überhaupt nicht mehr nachdenken will Collardi über den Steuerstreit mit den USA – wenigstens bis zum Jahresende. «Wir haben den amerikanischen Behörden alle geforderten Informationen geschickt. Wir nehmen das Thema nächstes Jahr wieder auf», sagt er.

Julius Bär gehört zu den zehn Banken in der Schweiz, die immer noch eine Anklage aus den USA fürchten müssen.