Seit Jahren treten die Banken weltweit massiv auf die Kostenbremse. Dennoch sind die Ausgaben in den vergangenen sieben Jahren insgesamt gestiegen. Radikale Ideen sind gefordert.
Die Kosten der 50 grössten Banken der Welt sind seit 2006 trotz etlicher Sparprogramme um durchschnittlich je 2 Milliarden Euro oder 30 Prozent gestiegen, heisst es in der heute erschienenen Studie des Management-Beratungsunternehmens Oliver Wyman «The Shape of Things to Come – Ein Blick in die Zukunft der europäischen Bankenbranche».
Diese Entwicklung ist nicht etwa darauf zurückzuführen, dass die Banken die Kostensituation ignoriert und diese nicht zu ändern versucht hätten. Nur hätten die eingeleiteten Kostensenkungsprogramme enttäuschende Resultate gebracht.
Taktischer Stellenabbau ist nicht nachhaltig
Die Autoren führen diese darauf zurück, dass kostenintensive Umsetzung neuer Vorschriften sowie für die Compliance die durch Stellenabbau erzielten Kostensenkungen teilweise wieder neutralisierten.
Zu einem weiteren Teil hätten die Banken vor allem eine taktischen Stellenreduktion vorgenommen. Diese sei zwar kurzfristig schneller zu bewerkstelligen und billiger als eine langfristige Anpassung der gesamten Plattform, doch seien diese Einsparungen selten nachhaltig.
Gleichzeitig nahmen die Rückstellungen für notleidende Kredite bei gleichzeitig stabil gebliebenen operativen Margen zu. Die 20 grössten europäischen Banken verzeichneten von 2006 bis 2012 einen Anstieg notleidender Kredite von über 1 Milliarde Euro auf 4,5 Milliarden. Zu Buche schlugen auch Zahlungen zur Beilegung von Klagen.
Eigenkapitalrendite unter Druck
Entsprechend kollabierten die Renditen der Institute von rund 20 Prozent auf circa 4 Prozent. Die Autoren erwarten, dass die Implementierung weiterer Vorschriften die Gewinne weiter belasten werden.
Doch gehen sie davon aus, dass sich die Situation bei den notleidenden Krediten normalisiere, die ausserordentlichen Kosten sinken und die Erträge aus der Kapitalbewirtschaftung erhöhen werden.
Cost-Income-Ratio sollte um 3 bis 5 Prozent sinken
Insgesamt sollte es den Banken möglich sein, ihr Kosten-Aufwand-Verhältnis bis 2015 um 3 bis 5Prozent zu senken. Dies hätte eine Erhöhung der Eigenkapitalrendite von 1 bis 2 Prozent zur Folge.
Da das Hauptschlachtfeld der meisten Banken die Kosteneffizienz sein werde, brauche es jetzt radikalere Ideen. Um die höheren Ausgaben zu kompensieren, müssen die Banken gemäss der Studie technologische Innovationen einleiten. Beschleunigt werden müsse auch die Branchenkonsolidierung, um substanzielle und nachhaltige Renditen zu erzeugen.
Neue Marktteilnehmer die zukünftigen Gewinner
Insbesondere erwarten die Autoren der Studie, dass die Wertschöpfungstiefe dort abnimmt, wo der grössere Anteil der Kostenbasis des Sektors in Versorgungsbetrieben oder spezialisierten Drittanbietern liegt.
Neue Marktteilnehmer und Akteure aus Schwellenmärkten könnten sich hier als frühe Gewinner etablieren.