Die Banque CIC plant einen Ausbau in der Deutschschweiz. Christoph Bütikofer und Davide Castrini über die Chancen einer Universalbank mit 300 Angestellten.
Christoph Bütikofer (links) ist seit 2011 Sitzleiter der Banque CIC (Suisse) in Zürich, als Regionenleiter ist er zugleich Mitglied der Geschäftsleitung der Bank.
Davide Castrini (rechts) war seit 2011 Verantwortlicher Key Clients in Zürich. Nun übernimmt er die Leitung der Niederlassung.
Die Banque CIC (Suisse) hat mit Davide Castrini einen neuen Sitzleiter in Zürich, aber als Regionenleiter bleiben Sie zugleich selber in Zürich aktiv, Herr Bütikofer. Heisst das: Zürich soll mehr Gewicht erhalten?
Christoph Bütikofer: Wir sind schon seit 40 Jahren auf dem Platz Zürich, aber schon vor ein paar Jahren befanden wir, dass das Potential gross ist und wir unser Geschäft ausbauen können und wollen. Wir konnten gute neue Leute einstellen. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, wo ich die Sitzleitung an Davide Castrini übergeben kann – um selber neue strategische Schritte anstossen zu können. Etwa beim Ausbau in der Deutschschweiz oder im internationalen Geschäft.
Um wieviele Stellen haben Sie ausgebaut in Zürich?
Bütikofer: Wir konnten letztes Jahr einige Schlüsselpersonen gewinnen. Wobei wir gemerkt haben, dass wir eine der wenigen Banken sind, die auf dem Platz Zürich zur Zeit anstellen. Aber es geht auch nicht um Wachstum per se: Ich will nicht Volumen einkaufen. Und wenn wir Personal suchen, suchen wir Kompetenz.
Wo wollen Sie konkret expandieren?
Bütikofer: Das hängt immer auch von den Opportunitäten ab. Man kann eine Strategie nicht erzwingen, wenn sich keine Chancen ergeben. Aber es ist klar, wo wir in der Schweiz noch weisse Flecken haben – etwa im Osten des Landes oder im Mittelland. Wir sind gut vertreten in der Romandie und haben zwei Filialen im Tessin, aber in der Deutschschweiz sind wir zur Zeit nur in Zürich und Basel vertreten.
Doch in der Schweiz hat man wohl in keiner Region auf eine weitere Bank, eine weitere Niederlassung gewartet.
Bütikofer: Man hat nicht auf jede Bank gewartet, aber vielleicht auf uns. Wir haben ein einzigartiges Geschäftsmodell, verbunden mit einer persönlichen Grösse. Gleichzeitig bauen wir mit unserer Zugehörigkeit zur Crédit Mutuel-CIC Gruppe als eine der bestkapitalisierten europäischen Bankengruppen auf einem soliden Fundament. Wir bieten einen integrierten Ansatz und konzentrieren uns auf Zielgruppen, deren Sprache wir verstehen: Das sind Unternehmer, Unternehmen und Privatpersonen. Es sind zum Beispiel Menschen, die sowohl Anlagen als auch Finanzierungen brauchen. Ein Unternehmer macht keine Unterscheidung, für ihn sind das Bankgeschäfte. Wir interpretieren es gleich und bieten ganzheitliche Lösungen aus einer Hand.
«Die klassische Aufteilung in Kommerz und Private Banking kennen wir nicht mehr»
Wie schlägt sich das konkret nieder?
Bütikofer: Eine klassische Aufteilung in Kommerz und Private Banking kennen wir nicht mehr. Wir haben die Dienstleitungen zusammengefasst im Bereich Key Clients. Die Idee gibt es in vielen Banken, aber selten wird sie gelebt. Wir sind eines der wenigen Institute, welche das erfolgreich operativ vollzogen haben.
Davide Castrini: Wer sind denn die Kunden im Private Banking? Das sind oft Unternehmer. Es sind Leute, die als Unternehmer Geld verdient haben und die für ihre verschiedenen Bedürfnisse aus einer Hand und effizient bedient werden möchten.
Da argumentieren Sie wie die Chefs von UBS wie CS, welche ihr Investmentbanking behalten wollen mit dem Argument, dass der asiatische Milliardär auch nicht unterscheidet zwischen Privat- und Firmenvermögen. Sind Sie die KMU-Version?
Castrini: Es mag Ähnlichkeiten geben. Wir betreiben aber keine Spekulationen, auch nicht im kleinen Massstab, sondern leben das traditionelle Bankgeschäft. Wer einen Private-Banking-Kunden dabei auch in seinem unternehmerischen Zyklus begleitet, schafft eine äusserst enge Kundenbindung. Reine Private-Banking-Häuser decken nur einen Teil dieser Bedürfnisse ab.
Ihre Hauptkonkurrenten sind also die Gross- und die Kantonalbanken.
Castrini: Ja, wir sind im gleichen Markt tätig. Unser Angebot ist umfassend und komplex, das ist unsere Spezialität. Individualität ist für uns kein Problem, sondern die Lösung.
Aber was heisst das für die Effizienz? Sie machen einerseits Flugzeugfinanzierungen, andererseits verkaufen Sie Goldvreneli am Schalter. Und das mit 300 Mitarbeitern.
Bütikofer: Wenn wir als kleine Bank viele Funktionen anbieten, steigt natürlich die Komplexität…
…und das wird normalerweise teuer.
Bütikofer: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch hier nicht die Quantität des Personals entscheidend ist, sondern die Qualität. Mit den richtigen Leuten kann man die Komplexität in Mehrwerte für den Kunden umwandeln. Das ist anspruchsvoll, aber es funktioniert für den Kunden und motiviert die Mitarbeitenden.
«Wir suchen Mitarbeiter, die unternehmerisch denken»
Wie finden Sie dafür die richtigen Leute?
Bütikofer: Einfach ist es nicht. Wer eine Stelle sucht, denkt nicht zuerst an uns. Wir betreiben hier einen grossen Aufwand, und zwar für jede einzelne Position. Wir wollen die richtigen Leuten für die richtigen Funktionen.
Castrini: Wir suchen Mitarbeiter, die unternehmerisch denken. Auf Engagement und Initiative legen wir viel Wert.
Sie sind obendrein auch eine Retailbank: Man kann als ganz normaler Kleinkunde ein ganz normales Konto eröffnen bei Ihnen. Nach Lehrbuch gefährdet das ebenfalls die Effizienz.
Castrini: Wir offerieren Basisprodukte vor allem im Spar- und Vorsorgebereich. Das sind für uns zentrale Dienstleistungen. Bedarfsgerechte Spar- und Vorsorgelösungen sind Teil unseres umfassenden Lösungsangebotes.
Von den rund 300 Leuten der CIC-Gruppe in der Schweiz arbeiten 170 in Basel. Wie sehr sind Sie eine Basler Bank?
Bütikofer: Unsere Wurzeln sind in Basel, wo wir seit über 100 Jahren tätig sind. Mit neun Niederlassungen verstehen wir uns hingegen als regional verankerte Schweizer Bank mit einer nationalen und internationalen Kundschaft. Die Standorte handeln in der Kundenbetreuung und –entwicklung autonom. Wir steuern aus Zürich unseren Ausbau.
Die Banque CIC (Suisse), hervorgegangen aus der Bank Cial, gehört zu Crédit Mutuel/CIC, der viertgrössten französischen Finanzgruppe. Das Unternehmen richtet sich sowohl an Privat- wie an Firmenkunden; mit knapp 300 Angestellten erzielte die Banque CIC (Suisse) letztes Jahr einen Bruttogewinn von 16 Millionen Franken und einen Reingewinn von 3,6 Millionen Franken.
Der Hauptsitz ist in Basel, Niederlassungen finden sich in Fribourg, Genf, Lausanne, Lugano, Neuchâtel und Zürich; hinzu kommt eine Agentur in Locarno-Muralto und eine Repräsentanz in Sion.