Nur eine Woche, nachdem die UBS die Schliessung von vier deutschen Standorten bekanntgab, zieht die Credit Suisse nach, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Betroffen sind die drei Niederlassungen in Bielefeld, Düsseldorf und Stuttgart, wie mehrere verlässliche Quellen am Mittwochabend gegenüber finews.ch erklärten. Unklar ist noch, ob die Geschäftsstelle in Braunschweig ebenfalls mit einer anderen Filiale zusammengeführt wird.
Die Credit Suisse (CS) wollte auf Anfrage von finews.ch keine Stellungnahme abgeben.
Die betroffenen Angestellten werden am kommenden Montag offiziell von Romeo Lacher, Head of Private Banking Western Europe, informiert. Dann wird auch klar, wieviele Mitarbeiter ihre Stelle verlieren. Für Dienstag ist eine öffentliche Ankündigung geplant.
Ungenügende Rentabilität
Derzeit verfügt die Credit Suisse noch über 12 Filialen in Deutschland. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die Rentabilität ungenügend ist. Trotz intensiver Anstrengungen entpuppte sich das Onshore-Wealth-Management im deutschen Markt als wenig profitabel.
Dass die Niederlassung in Düsseldorf geschlossen wird, kommt dabei nicht ganz überraschend: Immerhin liegt Köln, wo die CS ebenfalls vertreten ist, in unmittelbarer Nähe; unklar ist die Zukunft der Filiale in Braunschweig. Sie genoss genoss lange Zeit eine Sonderstellung, da die CS für diesen Standort vor vielen Jahren ein Berater-Team von der Deutschen Bank abgeworben hatte.
Hannover wird aufgewertet
Die Geschäftsbeziehungen im Raum Braunschweig könnten in die Niederlassung Hannover integriert werden. Ähnliches ist auch im Fall der Schliessung von Bielefeld zu erwarten. Die dortige Region verfügt über eine grosse Anzahl an mittelständischen Unternehmen, sie galt daher CS-intern als Markt mit grossem Potenzial.
Eher als Überraschung gilt die Schliessung der Niederlassung Stuttgart. Immerhin hatte die CS für die württembergische Hauptstadt erst noch ein Team von der Commerzbank (ehemals Dresdner Bank) abgeworben. In der Branche wurde denn eher erwartet, dass die Schweizer Bank die vergleichsweise kleine Geschäftsstelle Bremen schliessen würde.
Enorme Schwierigkeiten
Bekannt wird der Abbau damit just einen Tag, nachdem das Steuerabkommen mit der Schweiz definitiv gescheitert ist; und nur eine Woche, nachdem die andere Schweizer Grossbank einen fast identischen Schritt einleitete: Die UBS meldete am 4. Dezember, dass sie die Niederlassungen in Dortmund, Essen, Rosenheim und Wiesbaden aufgeben wird; dabei verschwinden rund 35 Stellen, und die grösste Schweizer Bank wird nun ab Mitte 2013 nur noch an zehn Standorten in Deutschland vertreten sein.
Die zeitliche Nähe zum Steuerentscheid ist dabei Zufall, gewiss. Credit Suisse wie UBS setzen in diesen Wochen und Monaten penible Effizienzsteigerungs-Programme um, und dass dabei Private-Banking-Niederlassungen in Essen oder Rosenheim (wie bei UBS) beziehungsweise Braunschweig oder Bielefeld (wie bei Credit Suisse) überprüft werden, gehört zu solchen Abläufen.
Wer bei einer Schweizer Bank ist, macht sich verdächtig
Und doch – ein grundsätzlicher Zusammenhang zu den politischen Querelen lässt sich kaum von der Hand weisen: Denn es ist heute zweifellos besonders schwierig, in Deutschland eine Schweizer Bank zu sein. Jeder Kunde muss sich derzeit fragen, ob er nicht alleine schon durch die Wahl solch einer Bankbeziehung ein besonderes Interesse des Finanzamtes weckt.
Beide Banken, UBS wie CS, hatten es in den letzten Jahren mit intensiven Ermittlungen durch deutsche Staatsanwälte, Steuerfahnder und Medien zu tun – den Kauf von CDs mit Kundendaten inklusive. Und zahlreiche Kunden beider Institute erfuhren Hausdurchsuchungen, weil sie verdächtigt wurden, Steuern am Fiskus vorbeigeschleust zu haben.
Deutschland als Problemzone
Und so wird jetzt, im Dezember 2012, definitiv klar: Der grösste Private-Banking-Markt Europas entwickelte sich ausgerechnet für das Swiss Banking zur Problemzone. In den neunziger Jahren waren die helvetischen Institute mit grossen Hoffnungen nach Norden aufgebrochen. «Onshore statt Offshore» lautete die Devise damals. Die Schweizer wollten das Potential der deutschen Millionäre vor Ort anzapfen, in Deutschland selber – und auch möglichst im Einklang mit den dortigen Gesetzen. Denn schon damals ahnten einzelne Strategen am Zürcher Paradeplatz, dass die Steuerflüchtlinge mit ihren üppigen Vermögensverwaltungs-Mandaten kein Geschäft mit Zukunft sein könnten.
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