Viele Anleger investieren nur in Aktien aus dem eigenen Land. Jan-Dirk Verzuu, Fondsmanager von ING Investment Management, findet das falsch.
Über die letzten Jahre hat sich das Umfeld für Anleger tiefgreifend verändert. Die Welt wird stetig globalisierter und vernetzter.
Aktienanleger sollten ihre Strategien vor diesem Hintergrund an das stetig vernetztere reale Wirtschaftsumfeld anpassen, sagt Dirk-Jan Verzuu (Bild), Fondsmanager des ING (L) Invest Global Opportunities.
«Home Bias» bei vielen Anlegern
Die Konjunkturzyklen werden kürzer – Präferenzen für Stile, Sektoren und Regionen ändern sich schneller. Globale Themen dominieren lokale und sektorspezifische Faktoren. Dementsprechend brauche es auch Investmentansätze, die auf diese Gegebenheiten eingehen würden, findet Dirk-Jan Verzuu.
Ein Blick ins Anlageportfolio von Herr und Frau Schweizer verrät jedoch, dass sich dieses Umfeld nicht in der Allokation der Gelder widerspiegelt. Die Portfolios sind von einem starken Home Bias geprägt.
Spezielle Währungssituation
Gemäss der LGT-Private-Banking-Studie 2010 sind im Schnitt über 70 Prozent des Gesamtportfolios in Anlagen aus dem eigenen Land investiert. Zwar lässt sich dies mit der speziellen Währungssituation und dem seit 2010 immer stärker gewordenen Schweizer Franken erklären. Doch auch in anderen Ländern wie Deutschland oder Österreich ist der Home Bias markant.
Längerfristig vielversprechender sind Anlageansätze, welche die globale realwirtschaftliche Entwicklung erfassen, und es zahlt sich aus, das Portfolio dementsprechend auszurichten.
Reale Trends
Der Aktienfonds ING Invest Global Opportunities setzt diese Idee um, indem er reale Trends identifiziert. Zwei Subthemen des Fonds im Bereich «Digitale Revolution» sind beispielsweise «Cloud Computing» oder «Digitaler Konsument».
Im Rahmen des zweitgenannten hat der Fonds vor kurzem die Aktie von Baidu gekauft, einem Suchmaschinen-Anbieter in China. Die Seite baidu.com ist die bestbesuchte Webseite Chinas und weltweit die am sechst häufigsten besuchte.
In Asien untergewichtet
Das Unternehmen weist Potenzial auf, da in China im Vergleich zur USA, zu Japan oder zu Südkorea der Anteil der Internetnutzer an der Gesamtbevölkerung noch immer sehr gering ist.
Insgesamt ist der Fonds in Asien aber untergewichtet. Einen Teil des Asien-Exposures erreicht er über europäische Unternehmen wie Nestlé oder Unilever.
Landwirtschaft und Energiebranche
Viel erwarten darf man auch von der Kommerzialisierung der Landwirtschaft. Während dieser Trend in den USA und Lateinamerika bereits abgeschlossen ist, ist er in Mittel- und Osteuropa im vollen Gang. China steckt in dieser Hinsicht allerdings noch in den Kinderschuhen.
Erst seit kurzem ist es dort möglich, grosse Farmen zu schaffen und technologisches Know-how oder Gentechnik zur Erhöhung der Produktivität direkt anzuwenden.
Im Rahmen des grössten Fondsthemas «Wirtschaftswachstum» bietet die US-Energiebranche grosses Potenzial. Ein interessantes Unternehmen ist beispielsweise Quanta Services, das in den Bereichen Elektroenergie und Naturgas tätig ist.
Themen sorgfältig zusammenstellen
Beim thematischen Umsetzen der Anlagen ist es wichtig, dass ein ausgewähltes Unternehmen auch wirklich zum jeweiligen Thema passt, wie Verzuu weiter erklärt. Das Thema sollte nicht nur auf einen von mehreren Bereichen eines Unternehmens zutreffen, sondern wirklich den wesentlichen Teil des Geschäftes bilden.
Zudem gilt es zu vermeiden, in ein Unternehmen zu investieren, das zwei verschiedenen Themen ausgesetzt ist. In diesem Falle könnte die Korrelation zu hoch sein, was aus Risikogesichtspunkten problematisch wäre.
Auch die Aktienbewertungen müssen natürlich stimmen. Im Idealfall sollte vor dem Entstehen eines Hypes investiert werden.