Eine erhöhte ausserbörsliche Nachfrage, anhaltende Käufe der Zentralbanken und eine Verlangsamung der ETF-Abflüsse haben die Goldpreise im zweiten Quartal 2024 auf ein Rekordhoch getrieben. Dabei ist die Nachfrage aus der Technologiebranche deutlich gestiegen. Wie geht es nun weiter?

Der am Dienstag publizierte Bericht «Q2 2024 Gold Demand Trends» des World Gold Council (WGC) zeigt, dass die weltweite Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent auf 1'258 Tonnen gestiegen ist, womit dies das stärkste zweite Quartal in der gesamten Datenreihe ist.

Der Goldpreis lag mit durchschnittlich 2'338 Dollar pro Unze 18 Prozent höher als im Vorjahr und erreichte im Laufe des Quartals einen Rekordwert von 2'427 Dollar, wie aus den Angaben weiter hervorgeht.

Komplexes Umfeld

Die Zentralbanken und öffentliche Institutionen erhöhten ihre weltweiten Goldbestände um 183 Tonnen, was zwar einem Rückgang gegenüber dem Vorquartal entspricht, aber dennoch ein Anstieg von 6 Prozent im Vorjahresvergleich darstellt. Die jährliche Befragung des WGC bei den Zentralbanken ergab, dass die Verantwortlichen davon ausgehen, dass die Goldallokationen in den kommenden zwölf Monaten weiter steigen werden, weil Anlegerinnen und Anleger in dem komplexen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld ihre Portfolios schützen und diversifizieren möchten.

Die weltweiten Gold-ETFs verzeichneten im jüngsten Quartal geringfügige Abflüsse von 7 Tonnen. Das Wachstum in Asien setzte sich fort, die beträchtlichen Abflüsse in Europa im April verwandelten sich in schwache Zuflüsse im Mai und Juni. Die Abflüsse in Nordamerika verlangsamten sich im Vergleich zum Vorquartal deutlich.

Starke Nachfrage aus der Technologiebranche

Gleichzeitig haben die Rekordpreise die Schmucknachfrage im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent sinken lassen. Die Nachfrage im ersten Halbjahr 2024 bleibt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch stabil, da das erste Quartal 2024 stärker war als erwartet. Darüber hinaus stieg die Nachfrage nach Gold in der Technologiebranche weiter an und legte im Jahresvergleich um 11 Prozent zu, was vor allem auf den KI-Boom im Elektroniksektor zurückzuführen ist, der im Jahresvergleich sogar um 14 Prozent zulegte.

Das Gesamtangebot von Gold erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent, wobei die Minenproduktion auf 929 Tonnen anstieg. Die Menge an recyceltem Gold stieg im Vergleich zum gleichen Quartal 2023 um 4 Prozent und markierte das höchste zweite Quartal seit 2012.

Rekordpreise sorgen für Schlagzeilen

Die immer weiter steigenden Rekord-Goldpreise haben für Schlagzeilen gesorgt. Die starke Nachfrage der Zentralbanken und des Freiverkehrs haben die Preise gestützt. Dieser Trend war im gesamten Jahresverlauf beständig. Der ausserbörsliche Markt verzeichnet eine anhaltende Beliebtheit von Gold bei institutionellen und vermögenden Anlegern sowie bei Family Offices, die Gold zur Diversifizierung ihres Portfolios nutzen», sagte Louise Street, Senior Markets Analyst beim WGC.

«Durch die sich am Horizont abzeichnende, lang erwartete Zinssenkung der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) haben die Zuflüsse in Gold-ETFs dank des erneuten Interesses westlicher Anleger zugenommen. Eine anhaltende Belebung der Investitionen dieser Gruppe könnte sich die Nachfragedynamik in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 verändern», so Street weiter.

Tiefere Einfuhrzölle in Indien

In Indien, wo die hohen Preise die Kaufbereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten beeinträchtigt hätten, dürfte die kürzlich angekündigte Senkung der Einfuhrzölle positive Bedingungen für die Goldnachfrage schaffen, ist Street überzeugt.