Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gehen auf dem Finanzplatz Schweiz rund 3’000 Stellen verloren. Doch auf den Stellenmarkt ist davon bislang kaum etwas zu spüren. Warum?
Inzwischen ist auch in der Schweiz die heisse Phase der Integration der Credit Suisse (CS) in die UBS angelaufen. Am vergangenen Montag lief die zweite Woche der Stellenbereinigung an. Dabei geht es vor allem darum, Doppelspurigkeit zu bereinigen.
Der Spardruck ist enorm. Bis Ende 2026 will die «letzte» Schweizer Grossbank Kosteneinsparungen von 13 Milliarden Dollar erzielen. Ein wesentlicher Teil soll über den Personaletat erzielt werden.
Die UBS-Spitze selbst hat sich nie dazu geäussert, wie viele Stellen insgesamt und in der Schweiz im Speziellen wegfallen werden. Schätzungen zufolge dürften es rund 3’000 sein. Unzählige CS- aber auch UBS-Mitarbeitende haben das Institut bereits im vergangenen Jahr verlassen.
Kommt der grosse Wandel erst im zweiten Halbjahr?
Auf dem Stellenmarkt ist davon bislang kaum etwas zu spüren. «Weder in der regelmässigen Arbeitsmarktbeobachtung durch das kantonale Amt für Arbeit noch aufgrund von Angaben der Mitgliedsbanken liessen sich bisher Auswirkungen der CS-Integration feststellen. Vielmehr berichten die Mitgliedsbanken unverändert von einem akuten Mangel an Fachkräften», sagte Christian Bretscher, Geschäftsführer des Zürcher Bankenverbands (ZBV), gegenüber finews.ch.
Christian Bretscher (Bild: zVg)
Ähnlich tönt es beim Headhunter Biermann Neff in Zürich. «Wir spüren den Stellenabbau nicht wirklich. Ich gehe aber davon aus, dass sich dies im Verlauf dieses Jahres noch ändern könnte», sagte Klaus Biermann.
Sehr grosszügig
Ein Grund für die aktuelle Entwicklung dürfte in den Abgangsregelungen liegen. Diese bezeichnet selbst der Schweizer Bankenpersonalverband (SBPV) als «grosszügig». Mitarbeitende unter 50 Jahren können je nach Dienstjahren mit einer Lohnfortzahlung zwischen acht Monaten und zwölf Monaten rechnen. Wer über 54 ist, kriegt ein volles Jahr lang weiterhin den Lohn. Für die über 58-Jährigen gibt es zudem eine Abfindung.
Der andere Grund ist der Personalmarkt, der offensichtlich immer noch spielt. Institute wie EFG International oder Lombard Odier haben zum Teil ganze Teams von der CS und auch von der UBS übernommen.
«Das hohe Aus- und Weiterbildungsniveau in der Bankbranche wird allenfalls auch einen Branchenwechsel für Betroffene zusätzlich erleichtern», ist Bretscher überzeugt. «Insofern gehe ich auch nicht von spezifischen Problemen bei gewissen Berufsbildern aus», so Bretscher.
Weniger Politik und interne Meetings
Dies bedeutet laut dem ZBV-Geschäftsführer nicht, dass es für alle ein Happy-End gibt. «Im Einzelfall können der Verlust der Stelle eine grosse Belastung und die Suche einer neuen Stelle sehr schwierig sein – dies namentlich für Arbeitnehmende mit spezialisierten Aufgaben oder für Arbeitnehmende, die sich über längere Zeit nicht mit der Weiterentwicklung ihres eigenen beruflichen Profils beschäftigt haben», sagte er.
Klaus Biermann (Bild: zVg)
Und Biermann ergänzt: «Wir sehen bereits heute vereinzelt ehemalige CS- oder UBS-Angestellte, die unglaubliche Mühe haben, eine neue Stelle zu finden», so der Headhunter. Und für all jene, die geblieben sind, hat der Druck zugenommen: «Jetzt heisst es «liefere statt lafere», also weniger Politik und interne Meetings, dafür voller Fokus auf Ergebnisse. Die Frage ist allerdings, ob das auf die UBS aktuell zutrifft.