Ein weiterer angesehener Experte äussert schwarze Prognosen für die Finanzmärkte: Ray Dalio, der Gründer von Bridgewater Associates.

Dass Nouriel Roubini schwarzmalt, ist ja nichts Neues. Bemerkenswert war nur, dass er vorletzte Woche eine recht präzises Timing wagte – im Jahr 2013, so der Professor der New York University auf CNBC, dürften sich eine Abkühlung in China, die Fiskalprobleme in den USA, die europäische Schuldenkrise sowie die fortgesetzte Stagnation in Japan gefährlich zusammenbrauen.

Jetzt doppelt Ray Dalio nach, und zwar mit verblüffend ähnlichen Aussagen. Im Magazin «New Yorker» erschien soeben ein grosses Porträt des Mannes, welcher den grössten Hedge Fund der Welt gründete (notabene eine lohnenswerte Lektüre, welche das Denken, die Arbeitsweise und die Strategien von Dalio spürbar macht; sie ist auch online greifbar). 

«Kollaps der Währung und der Bondmärkte»

Im Porträt äussert der Gründer und CIO von Bridgewater Associates auch seine Erwartungen für die Finanzmärkte, und die sind sehr pessimistisch. Denn zu erwarten sei, dass einige schwer verschuldete Länder auf die Gelddruckmaschine zurückgreifen werden, um ihre Probleme zu lösen – darunter auch die USA. 

Dies wiederum werde zu einem Kollaps ihrer Währung und ihrer Anleihemärkte führen. Denn, so Dalio: «Es gab keinen Fall in der Geschichte, wo man nicht im Notfall Geld gedruckt und ihre Währung entwertet hat.»

Andere Nationen hätten zwar diese Möglichkeit nicht – darunter die Schuldenstaaten in Euro-Raum –, und diesen Ländern stünde nur der Weg der klassischen Depression offen. 

Auf die Frage, wann sich all diese Faktoren zusammenbrauen dürften, antwortete Dalio dann diplomatisch im Ton, aber recht präzise: «Ich denke, Ende 2012 oder in den frühen Monaten 2013 folgt eine weitere sehr schwierige Periode.»

«Jeder kickt die Büchse weiter»

Die Argumentation ähnelt jener von Roubini: «Jeder kickt die Büchse noch weiter die Strasse runter» – so äusserte sich der Ökonom über den politischen Umgang mit der Schuldenkrise auf beiden Seiten des Atlantik.

Dieses politische Verzögerungs-Verhalten führe einerseits dazu, dass für die zweite Jahreshälfte durchaus solide Wachstumsraten zu erwarten seien, auch in Amerika. Aber danach müssten die USA mehr und mehr darum kämpfen, ihre Schulden unter Kontrolle zu kriegen; China müsse sich intensiver darum bemühen, die Inflation zu bremsen; und die südeuropäischen Staaten müssen weiter gegen das Schuldenproblem ankämpfen.

Nach den US-Wahlen sei dann die Gefahr am grössten, dass sich die Probleme verdichten – zumal auch in China die Bedrohung durch Überhitzung dann akut werde; respektive die Gefahr einer harten Landung.

Was dies für BIP-Wachstum und Börsenentwicklung bedeutet, wollte Roubini nicht genauer beziffern, aber: «Der Schaden wird weit verbreitet sein.»

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