In einer Serie von finews.ch berichten verschiedene Fondsmanagerinnen und -manager aus ihrer Heimat- oder Lieblingsstadt im Sommer. Diesmal geht die Reise nach Malmö.

Von Erika Wranegard, Fixed Income Portfolio Manager mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Lombard Odier Investment Managers

Malmö ist meine Geburtsstadt. Sie liegt in der südschwedischen Region Skåne mit einer spannenden Mischung aus historischem Charme und urbanem Puls. Wenn ich heute durch die Kopfsteinpflastergassen der Altstadt (Gamla Staden) radele, fühle ich mich in eine andere Zeit zurückversetzt. Doch die trendigen Boutiquen, die stilvollen Cafés und die Galerien mit mutiger Gegenwartskunst holen mich schnell wieder ins Hier und Jetzt zurück.

Ich fahre mit dem Velo vorbei am «grossen Platz» Stortorget, der älteste und grösste Platz in Malmö, umgeben von gut erhaltener Architektur aus dem 16. Jahrhundert, vorbei an dem «kleinen Platz» Lilla Torg, der im Süden an den Stortorget anschliesst: Der Lilla Torg mit seinen urigen Restaurants, Bars und Cafés ist seit über 500 Jahren ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Doch heute Morgen ist es noch ruhig.

shvets anna 555

Altstadt von Malmö (Bild: Anna Shvets, Pexels)

Ein paar Pedaltritte mehr auf meinem Fahrrad und ich bin bei einer ebenso beliebten Sehenswürdigkeit in Malmö, der Burg Malmöhus am Westzipfel der Altstadtinsel. Umgeben von einem mittelalterlichen Burggraben wurde diese Festung Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut und ist damit die älteste erhaltene Burganlage im Renaissancestil in Skandinavien. Ich fahre daran vorbei, rieche bald das Meer und erreiche mein Endziel für heute Morgen, Vasta Hamnen. Ich bestelle einen Kaffee mit Hafermilch und setze mich auf den Steg mit Blick auf das Meer und die Öresundbrücke, die Schweden mit Dänemark und dem europäischen Festland verbindet.

Plötzlich fühle ich mich klein im Vergleich zum Meer und den mächtigen Naturgewalten.

Wichtige Eiswürfel-Unternehmen

Der Klimawandel macht sich auch in Malmö bereits bemerkbar. Die Wetteraufzeichnung am Flughafen zeigt, dass die durchschnittliche Temperatur in den letzten vierzig Jahren um 2 Grad gestiegen ist. Ich betrachte den Strand von Ribbersborg, der sich 3 Kilometer entlang der Küste von Malmö erstreckt und durch die Erosion des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels gefährdet ist. Plötzlich verspüre ich das dringende Bedürfnis, mich wieder an die Arbeit zu machen. Wir müssen zügig mehr Lösungen zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft auf den Weg bringen.

Die TargetNetZero-Strategie von Lombard Odier investiert in Unternehmen mit starken und glaubwürdigen Dekarbonisierungsstrategien. Dabei handelt es sich nicht um die traditionellen Unternehmen mit geringem Kohlendioxidausstoss, sondern um Unternehmen mit beträchtlichem Kohlendioxidausstoss in schwer zu reduzierenden Sektoren. Es sind Unternehmen, die einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Realwirtschaft leisten können, indem sie selbst dekarbonisieren. Wir haben sie liebevoll unsere «Eiswürfel»-Unternehmen genannt, da sie dazu beitragen, unseren Planeten zu kühlen, während sie gleichzeitig angemessene Renditen für die Anleger erzielen.

Häuser mit Ölpfannen geheizt

Apropos Eiswürfel. In meiner Kindheit froren im Winter die Teiche am Strand von Ribbersborg zu, und wir Kinder gingen dort Schlittschuhlaufen. Das ist nun schon lange her. Eine Zeit, in der die Häuser im Winter mit Ölpfannen geheizt wurden. Heute gibt es keine Ölpfannen mehr. Heutzutage heizen Erdwärmepumpen und Fernwärme die Häuser im Winter.

Ich höre, wie die Leute neben mir über den neuesten Ökosteuervorteil sprechen, den sie durch die Installation von Sonnenkollektoren und Hausbatterien erhalten haben: «Damit kann ich mein Haus mit Strom versorgen, mein Elektroauto aufladen und die zusätzliche Energie ins Netz zurückverkaufen. Wirtschaftlich sehr attraktiv, mit einer Amortisationszeit von nur zehn Jahren und einer Lebensdauer von 25 Jahren, und dazu kommt noch die Green-Tech-Steuergutschrift.»

nico 555

Wahrzeichen von Malmö: Wohn- und Bürohaus Turning Torso (Bild: Nico, Pexels)

Ich trinke meinen Kaffee aus und schlendere an der Küste entlang. Jedes Mal, wenn ich hier bin, tauchen neue Häuser auf. Während meines Spazierganges bemerke ich Unterschiede in der architektonischen Gestaltung. Die alten Häuser, die für die Wohnungsmesse BO01 im Jahr 2001 gebaut wurden, sind aus Beton. Die neusten Häuser, die noch auf ihre Bewohner warten, sind dagegen aus Holz gebaut. Zurück zu den Grundlagen, besserer Innenraum und geringerer Kohlenstoff-Fussabdruck. Ein neuer Kreislaufansatz.

Zeit für einen Brunch mit Freunden

Es ist Zeit für einen Brunch mit meinen Freunden, und ich erreiche das Café am Ende der Strasse. Alle Möbel sind recycelt und das Essen ist auf pflanzlicher Basis. Bevor ich eintrete, werfe ich einen letzten Blick auf die im Jahr 2000 fertiggestellte Öresundbrücke und stelle fest, wie sehr sich Schweden in den vergangenen 23 Jahren verändert hat.

Schweden hat sich zu einer technologischen und umweltfreundlichen Industrienation entwickelt, in der Unternehmen wie Spotify, Klarna, SSAB und Northvolt an der Spitze der technologischen und umweltfreundlichen industriellen Revolution stehen.

Kleine offene Volkswirtschaft

Kann diese kleine offene Volkswirtschaft, in der Modetrends getestet werden, bevor sie weltweit eingeführt werden, und die von Makroökonomen manchmal als Frühindikator für den Rest der Welt herangezogen wird, irgendeinen Hinweis auf die Entwicklung geben, die wir in den nächsten 23 Jahren weltweit erleben werden? Ich habe das dringliche Gefühl, dass sich der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft schneller vollziehen wird, als der Markt derzeit einschätzt.

In Gedanken notiere ich mir, die Übergewichtung an Unternehmen, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft vollziehen, in der Strategie weiter auszubauen – aber erst einmal gibt es einen veganen Brunch.