Jeder von uns kennt Ikea und Spotify; beides Symbole der wirtschaftlichen Dynamik Schwedens. Weniger bekannt dagegen sind die Small Caps des Landes. Und das, obwohl sie mit Innovationskraft und hohen Markteintritts-Barrieren punkten.
Von Franck Sabbah, Head of Sales Asset Management Continental Europe bei Berenberg
Anlegerinnen und Anleger mit Interesse an börsennotierten Small Caps sollten die Chance nutzen, auch einen Blick über die Landesgrenzen hinaus zu werfen. Denn überall in Europa gibt es einen grossen Pool an innovativen Unternehmen. Insbesondere Schweden verfügt über ein unternehmerisch sehr dynamisches Ökosystem. Es ist nach aussen hin offen und fördert die Entwicklung von Unternehmen und die Kapitalbeschaffung.
Insgesamt gibt es in dem skandinavischen Land, das Mitglied der Europäischen Union, jedoch nicht der Eurozone ist, mehr als 1’000 börsennotierte Unternehmen. Und das bei einer Bevölkerung von nur 10,5 Millionen Einwohnern. Neben symbolträchtigen Grossunternehmen mit globaler Dimension, zu denen beispielsweise Ikea, Volvo, Ericsson und Spotify gehören, beheimatet das Land auch zahlreiche besonders innovative Small Caps.
Weltweit führender Anbieter
Sie verdienen die Aufmerksamkeit der Anleger. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, diese Werte zu identifizieren. Das liegt unter anderem an der Tatsache, dass ihre Jahresberichte teilweise nur in schwedischer Sprache verfasst sind und die Zugänglichkeit von relevanten Daten aufgrund von Sprachbarrieren dadurch erschwert wird.
Einer dieser innovativen, schwedische Small Caps ist Mips. Ein Unternehmen, das sich auf die Sicherheit von Helmen spezialisiert hat und zu den weltweit führenden Anbietern in diesem Bereich gehört. Das von Mips entwickelte Sicherheitssystem, das unter anderem in Motorrad-, Fahrrad-, Wintersport- und Bauhelmen integriert wird, reduziert die Rotationsenergie, die bei einem Aufprall auf den Kopf wirkt.
Gelber Punkt mit grossem Wiedererkennungwert
Mips hat einen völlig neuen Markt geschaffen, indem es seine integrierte Lösung vermarktet, ohne eigene Helme produzieren. Das Unternehmen verfügt über eine komfortable Finanzlage mit einer Bruttomarge von 71,6 Prozent im ersten Halbjahr 2024, die im Laufe der Zeit stabil geblieben ist. Am 30. Juni 2024 betrug der Halbjahresumsatz 216 Millionen Schwedische Kronen (SEK), ein Anstieg um 14 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023.
Nach einer Korrektur in den Jahren 2022 und 2023, hat Mips seine Fähigkeit zur Erholung bewiesen. Das Unternehmen profitiert dabei von der kostenlosen Werbung durch Helmhersteller, die verpflichtet sind, das Mips-Logo – ein gelber Punkt mit grossem Wiedererkennungswert - gut sichtbar auf Helmen abzubilden. Mips-Helme stehen für maximale Sicherheit. Diese wird für Kunden immer wichtiger. Und das Marktpotenzial ist entsprechend gross. Dazu trägt auch bei, dass die Durchdringungsrate von Helmen in Europa, insbesondere bei Radfahrern, heute noch gering ist.
Ein Feld voller Möglichkeiten
Ein weiterer hochwertiger, schwedischer Wert ist Fortnox. Der Anbieter von Unternehmenssoftware richtet sich speziell an kleine und mittlere Unternehmen. Ein Markt, der nicht zur primären Zielgruppe grosser globaler Player vom Typ SAP gehört.
Die von Fortnox angebotenen Lösungen sind benutzerfreundlich und basieren auf dem SaaS/ERP-Modell. Sie sind für allgemeine Buchhaltungs- und Verwaltungsfunktionen (Rechnungsstellung, Lohn- und Gehaltsabrechnung, Vertriebsunterstützung, Archive usw.) bestimmt.
Hohe Rentabilität – Stabiles Management
Es handelt sich um einen Akteur, der in den vergangenen Jahren ein sehr starkes Wachstum verzeichnet hat. Er konzentriert sich auf seinen Heimatmarkt und bedient dort fast 700'000 Kunden – eine beachtliche Zahl für schwedische Verhältnisse. Fortnox weist eine hohe Rentabilität auf (ETITDA-Marge von 50 Prozent im Jahr 2023) und verfügt über ein stabiles Management, das dem Unternehmen eine solide finanzielle Grundlage für weiteres profitables Wachstum und die mögliche Eroberung neuer Märkte verschafft.
Mips und Fortnox zeugen vom Reichtum des schwedischen Ökosystems und bieten Anlegern die Möglichkeit, die ausgetretenen Pfade Europas zu verlassen. In einem von hoher Volatilität geprägten Umfeld sollten Anleger ihre Performancequellen so weit wie möglich diversifizieren und auch innovative Small Caps ausserhalb der eigenen Landesgrenzen in Erwägung ziehen.