Die derzeit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehen auch an den Schweizer Banken nicht spurlos vorüber, wie die Halbjahresabschlüsse in den vergangenen Wochen gezeigt haben. Nun strömen die Chefs zum Erfahrungsaustausch am traditionellen Bankiertag – ins beschauliche Neuenburg.
Der alljährliche Bankiertag ist traditionell der grosse Jubelanlass, wo sich die zumeist erfolgsverwöhnte Geldbranche in ihrem Selbstverständnis sonnt. Nach Corona hätte der diesjährige Anlass, der am kommenden Donnerstag, 15. September 2022 stattfindet, ein neuer Höhepunkt werden sollen.
Doch die dramatischen Ereignisse mit Ukraine-Krieg, explodierender Inflation, schwächelnden Börsen und einer drohenden Rezession haben in den Semesterabschlüssen der Schweizer Banken Spuren hinterlassen, wie auch finews.ch in den vergangenen Wochen verschiedentlich berichtet hat. Die Finanzhäuser stehen unter Druck.
Mehrere Hundert Banker erwartet
Im Gegensatz zur Zeit der Corona-Pandemie, als die Situation auch nicht einfach war, aber die Finanzmärkte unbeeindruckt weiter zulegten, hat sich nun eine Konsternation breit gemacht, die es für die Banker sehr schwierig macht, zuversichtlich nach vorn zu blicken. Dies erklärt vielleicht, weshalb nun der diesjährige Bankiertag einen so grossen Zulauf erfährt. Dem Vernehmen nach sollen sich bereits mehrere Hundert Banker angemeldet haben.
Das ist insofern überraschend, da der Austragungsort nicht unbedingt der Nabel der Finanzwelt ist. Aber offenbar ist der an dem Anlass gebotene Erfahrungsaustausch den Branchenvertretern so wichtig, dass sie die Reise ins beschauliche Neuenburg antreten. Die Stadt Neuenburg ist der diesjährige Austragungsort deswegen, weil der dortige (lokale) Bankenverband sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Schwer abschätzbare Situation
Im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung, die auch über einen Live-Stream ausgestrahlt wird, steht die globale Verschuldung, die neue Höchststände erreicht hat. Die Folgen dieser Situation für die Wirtschaft und die Finanzmärkte sind schwer abzuschätzen und möglicherweise tiefgreifend. Dies stellt Banken und Asset Manager vor grosse Herausforderungen. Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), wird seine Rezepte präsentieren, wie die Wirtschaft einen Weg daraus finden kann.
Russell Napier, der Finanzhistoriker und Anlagestrategie mit einer langen Karriere beim renommierten Hongkonger Finanzinstitut Credit Lyonnais Securities Asia (CLSA), wird in seinen Ausführungen auf das Kapital-Management im Zeitalter der finanziellen Repression eingehen.
Bundesrat macht seine Aufwartung
Weitere Rednerinnen und Redner werden das grosse Thema zusätzlich ausleuchten. Dem Anlass macht traditionsgemäss auch immer ein Bundesrat oder eine Bundesrätin seine Aufwartung. Dieses Jahr ist es Wirtschaftsminister Guy Parmelin.