Die neue Normalität der Arbeitswelt hat auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Wer teilweise im Homeoffice arbeitet, nimmt auch längere Pendlerwege in Kauf.
Die Corona-Pandemie hat die Art des Arbeitens verändert. Zum «new normal» zählt die Arbeit von zu Hause. Welchen Einfluss das zumindest tageweise Homeoffice auf den Immobilienmarkt haben kann, hat die ZKB in einem Artikel in ihrem Magazin «Immobilien Aktuell» beleuchtet.
Wer seltener zur Arbeit fährt, nimmt dafür auch eine längere Zeit und Strecke beim Pendeln in Kauf. So lautet der Grundgedanke der Autoren. Damit ergebe sich eine Veränderung bei einem der wichtigsten Lagefaktoren bei einer Wohnimmobilie. Wo gut bezahlte Jobs in kurzer Zeit erreicht werden, sind die Preise und Mieten hoch. In abgelegenen Ortschaften, die nur wenige Arbeitsplätze bieten und verkehrstechnisch nicht gut angebunden sind, sind sie hingegen tief.
Die ZKB-Experten gehen davon aus, dass bei fünf Arbeitstagen im Büro in der Regel ein Zeitaufwand von 30 Minuten pro Pendelweg akzeptabel erscheint. Entsprechend werden Szenarien entwickelt, dass sich diese Wege-Zeit bei einem, zwei oder drei Tagen im Homeoffice auf 38, 50 bzw. 75 Minuten erhöhen könnten. Das würde sich insgesamt immer noch auf jeweils fünf Stunden Pendelzeit pro Woche summieren.
Agglomeration als Profiteur
Die grössten Profiteure bei einem solchen Szenario wären die Agglomerationsgemeinden. Für den Kanton Zürich wären dies etwa Ortschaften wie Bülach, Uster oder Wädenswil. Auch die Seegemeinden und andere Orte mit schneller S-Bahn-Anbindung würden profitieren.
Die tieferen Preise in diesen Regionen im Vergleich zu den Städten könnten die Nachfrage weiter ankurbeln. Damit könnte sich das Interesse an grösseren Neubauprojekten in solchen Gemeinden erhöhen.
(Quelle: ZKB)
Trotzdem keine Stadtflucht
Eine regelrechte Stadtflucht erwarten die Autoren jedoch nicht. Die grossen Zentren hätten mehr zu bieten als nur Büroarbeitsplätze. Dort gibt es auch viele Berufe im Bereich der persönlichen Dienstleistungen und der Industrie, bei denen Homeoffice nicht möglich ist und die Nähe zum Arbeitsort wichtig bleibt. Auch das umfangreiche Versorgungs-, Kultur- und Freizeitangebot halte die Nachfrage nach Wohnraum in den Zentren hoch.
Derzeit befinde man sich noch in einer Übergangsphase. Ob und in welchem Masse sich die Arbeit von zu Hause durchsetzen wird, werde sich erst in den kommenden Jahren zeigen, hiess es weiter.