Die Zukunft digitaler Vermögenswerte misst Sygnum-Co-Gründer und CEO Mathias Imbach nicht am volatilen Bitcoin-Kurs, wie er im Interview mit finews.tv sagt. Andere Entwicklungen zählten.
Als Mitgründer und CEO der Schweizer Kryptobank Sygnum bewegt sich Mathias Imbach in einem Zukunftsgeschäft. Allerdings folgt er dabei dem Prinzip, dass jede Zukunft auch eine Herkunft hat, ja eine Herkunft sogar braucht, wie er im Interview mit finews.tv betont. «Natürlich wird sich die Finanzmarkt-Infrastruktur durch die neue Technologie rasant verändern, doch gleichzeitig ist es auch wichtig, dass die Herkunft und die Integrität des Schweizer Finanzplatzes gewahrt bleiben», erklärt er weiter.
«Sygnum baut an der Finanz-Infrastruktur der Zukunft, aber eingebettet in heute rechtlich und regulatorisch geltende Rahmenbedingungen», so Imbach. Das ist für ihn sehr wichtig, denn mittlerweile sei in der Finanzbranche der Diskurs über die neuen Technologien gegeben. «Die Aussage, wonach die Blockchain interessant ist und Bitcoin nur illegalen Aktivitäten dient, reicht nicht mehr.»
Nicht mehr viele Banken
Heute müssten alle Banken eine strategische Analyse machen und eine klare strategische Position bezüglich digitaler Vermögenswerte einnehmen, sagt der Fintech-CEO und betont: «Ich wage zu behaupten, dass es in der Schweiz heute nicht mehr viele Banken gibt, die nicht aktiv an einer Strategie arbeiten. Und wer es nicht tut, muss plausibel argumentieren können, warum.»
Für viele Banken sind die stark schwankenden Preise für Kryptowährungen allerdings immer noch ein guter Grund, der Entwicklung skeptisch gegenüber zu stehen. Imbach selber sieht die Kursturbulenzen der vergangenen Wochen sehr entspannt, wie er weiter erklärt – «weil ich eine langfristige Perspektive einnehme.»
Rund 40 offene Stellen
Natürlich sei es für manche Investoren schwierig, wenn der Kurs so stark schwanke, räumt Imbach ein, doch gleichzeitig regt er an, die Sache auch einmal so zu sehen, dass die Anzahl der eröffneten Wallets rasant zunehme, laufend neue Applikationen im Blockchain-Bereich lanciert würden, bereits sehr viel Geld in Smart Contracts fliesse, und generell, enormes Talent in diese neuen Technologien stosse.
«Allein bei Sygnum haben wir pro Woche 500 bis 1'000 Bewerbungen. Wenn man also die ganze Entwicklung von der institutionellen Adaption auf unserer Plattform her anschaut, dann geniesse ich das ganze Auf-und-Ab», sagt Imbach. Sygnum beschäftigt derzeit rund 110 Personen und hat 35 bis 40 offene Stellen. Aktuell verwaltet die Bank deutlich über eine Milliarde Franken an digitalen Vermögenswerten und verzeichnet ein starkes Wachstum beim Neugeld.
Schweiz als First Mover
Eine wichtige Bedingung für das weitere Wachstum von Sygnum ist der regulatorische Rahmen. «Wir können extrem stolz sein, wie weit die Schweiz in diesem Bereich fortgeschritten ist, sowohl auf der rechtlichen Seite mit dem neuen DLT-Gesetz als auch auf der regulatorischen Seite. Wir haben in unserem Land regulatorische Klarheit, wie man mit Kryptowährungen umgeht; als lizenzierte Bank seit 2019 haben wir das auch bewiesen», sagt Imbach und fügt an: «Im Ausland wird die Schweiz als First Mover wahrgenommen, und wir müssen alles daran setzen, dass das so bleibt.»
In der Vergangenheit musste sich der Schweizer Finanzplatz verschiedentlich den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig gegen die Geldwäscherei zu unternehmen. Mit den Kryptowährungen stellt sich diese Frage erneut, und Imbach betont denn auch: «Wie in jeder Asset-Klasse muss man auch bei digitalen Vermögenswerten dieses Risiko ernst nehmen und die entsprechenden Abwehrdispositive aufsetzen.»
Integrität des Finanzplatzes
Das Schöne an der Sache sei aber, dass die Blockchain als Technologie Werkzeuge zur Verfügung stelle, die es viel besser als im traditionellen Banking ermöglichten, die Herkunft der Vermögenswerte zu analysieren und zu prüfen.
«Bei Sygnum haben wir in technologische Lösungen und Konzepte investiert, um sämtliche Abwehrmassnahmen sauber umsetzen zu können», unterstreicht Imbach und ergänzt: «Nur so könen wir auch in diesem Geschäft die Integrität des Finanzplatzes schützen.»
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