Staatsanwälte haben im Zusammenhang mit der Zürcher Ruvercap Investment und deren Aktivitäten auf dem Balkan mit Untersuchungen begonnen. Ermittelt wird gegen die Ruvercap-Chefs sowie den Ex-Bankrat der Graubündner Kantonalbank.
Die Justiz hatte schon 2018 im Zusammenhang mit der Zürcher Anlagefirma Ruvercap Investment Abklärungen getätigt. Die jüngeren Entwicklungen und Medienberichte zu möglicherweise Hunderten von Millionen Franken verlorenen Pensionskassen-Geldern haben nun die Zuger Staatsanwaltschaft tätig werden lassen: Bei ihr ist eine Strafanzeige eingegangen. Wie eine Sprecherin der Strafbehörde Recherchen von finews.ch bestätigte, richtet sich diese gegen fünf Personen, für die alle die Unschuldsvermutung gilt.
Es sind dies die Ruvercap-Gründer M.C. und J. T., eine Managing Partnerin sowie Thomas Huber, den ehemaligen Bankrat der Graubündner Kantonalbank und den Treuhänder Christoph Binggisser, die beide im Verwaltungsrat der Zuger Firma Batagon sitzen, mit der Ruvercap zusammenarbeitete. Worum es inhaltlich bei dem Strafverfahren geht, sagte die Staatsanwaltschaft nicht.
Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» hatte am Montag ohne nähere Angaben über die Eröffnung eines Strafverfahrens berichtet – es handelt sich bislang aber um eine Strafanzeige.
Über 800 Millionen Franken in Vehikel investiert
Die Tatsache, dass die Batagon in Zug domiziliert ist und dass gegen zwei ihrer Verwaltungsräte ermittelt wird, legt den Schluss nahe, dass es um Transaktionen und Geldflüsse im Zusammenhang mit Batagon geht.
Wie finews.ch berichtet hat, gehört Batagon zu dem Netzwerk von Firmen, welche für Ruvercap Investment im Privatmarkt Kredite und Überbrückungsfinanzierungen vergab und strukturierte. In diese Vehikel investierten über Fonds in Irland Schweizer und ausländische institutionelle Anleger zeitweise über 800 Millionen Franken.
Unter den Investoren sind unter anderem Schweizer Pensionskassen, die Bank Edmond de Rothschild, verschiedene Family Offices und Vermögensverwalter sowie die Freiburger und die Graubündner Kantonalbank. Die Private-Debt-Vehikel versprachen eine Rendite von 2 bis 3 Prozent. In manchen Fällen versprach Ruvercap auch eine sogenannte und liquidere «Cash plus»-Variante, was im Negativzinsumfeld als attraktive Möglichkeit für Anleger mit Liquiditätsüberschuss gelten sollte.
Verloren oder unterschlagen?
Die Fonds mussten vergangenen Sommer allerdings geschlossen und die Investorengelder eingefroren werden, nachdem erste Verluste entstanden waren. Zahlreiche Investoren, mit denen finews.ch gesprochen hat, befürchten einen grösseren Anlagebetrugs- und Geldwäschereifall. Andere hoffen darauf, dass ihr Investment werthaltig ist und sie ihr Geld – mit einem Verlust – zurückerhalten werden. Ruvercap selber geht davon aus, dass die Verluste im tiefen zweistelligen Prozentbereich liegen. Eine österreichische Investmentfirma ist derzeit daran, dies zu ermitteln.
Wie finews.ch verschiedentlich berichtet hat, investierte Ruvercap in hochriskante, wenn nicht zweifelhafte Unternehmungen. So kaufte Batagon in Serbien beispielsweise eine praktisch bankrotte Batteriefabrik. Investoren argwöhnen, ob Batagon die angegebene Summe von 63,7 Millionen Euro gänzlich für den Kauf eingesetzt hatte.
Und dann versiegte die Geldquelle
Weitere Recherchen von finews.ch zeigten zudem, dass sich Batagon vor rund einem Jahr mit Pensionskassengeldern an einer Bank in Bosnien Herzegowina beteiligt hatte, deren Besitzer und drei seiner Mitarbeiter 2016 wegen Geldwäscherei verhaftet worden waren. Zuvor war Batagon in Serbien ins Aluminium- sowie Hotelgeschäft eingestiegen.
Doch musste die Zuger Firma ihre Vorhaben im Sommer 2019 abbrechen – just zu dem Zeitpunkt, als in Irland die Fondsgelder eingefroren wurden und die Geldquelle somit versiegt war.
Verfahren in Zürich – weitere Anzeigen geplant
Die Batagon war insbesondere auch wegen GKB-Bankrat Huber ins Interesse gerückt, der bei zwei Batagon-Tochterfirmen im Verwaltungsrat sitzt. Die GKB ist mit über 70 Millionen Franken in den Ruvercap-Fonds investiert. Einen möglichen Interessenkonflikt hatte die Bank zwar zunächst ausgeschlossen, doch Mitte Mai musste Huber den Hut nehmen.
Wie finews.ch erfahren hat, laufen bei verschiedenen Investoren gemeinsame Vorbereitungen für eine Strafanzeige gegen Ruvercap Investment. Eine Anzeige gegen einen der Ruvercap-Gründer war bereits im Jahr 2018 in Zürich eingereicht worden. Die Zürcher Staatsanwaltschaft hatte auch Vorabklärungen getroffen und ein Rechtshilfeersuchen an Liechtenstein gerichtet. Das dortige Fürstliche Landgericht sandte daraufhin beschlagnahmte Bankunterlagen nach Zürich.