8. Pierin Vincenz
Ähnlich wie Konrad Hummler war auch Pierin Vincenz einer jener selten Protagonisten im Schweizer Bankwesen, die mit ihren Äusserungen eine breite Resonanz in der Branche und darüber hinaus fanden. Das kam nicht von ungefähr. Denn einerseits ist der Bündner ein begnadeter Kommunikator, andererseits hatte «seine» Genossenschafts-Bankengruppe Raiffeisen im Zuge der Finanzkrise einen enormen Zulauf von enttäuschten oder verunsicherten Grossbanken-Kunden verzeichnen können.
Raiffeisen stand und steht für Solidität und eine vorsichtige Geschäftspolitik nahe am Kunden. In seiner Amtszeit als CEO von 1999 bis gegen Ende 2015 gelang es Vincenz nicht nur, die Raiffeisen-Gruppe zur dritt- oder viertgrössten Kraft im Schweizer Bankwesen zu machen, sondern das Unternehmen mit zahlreichen Beteiligungsnahmen zu diversifizieren, sprich weniger vom Zinsengeschäft abhängig zu machen.
Allerdings waren verschiedene Engagements nicht so erfolgreiche wie erwartet, und zudem – was noch viel schwerer wog – stellte sich in den vergangenen paar Jahren heraus, dass Vincenz offenbar in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Vor diesem Hintergrund steht die Schweiz vermutlich 2021 vor einem grösseren Strafprozess, wie es ihn nur eher selten gibt. Bis dahin gilt für Vincenz, der 2018 mehrere Monate in Untersuchungshaft sass, die Unschuldsvermutung.