Damit scheint sich die hiesige Asset-Management-Industrie gegen den anhaltenden Boom von passiven Index- und ETF-Investments zu stemmen. Doch hat dies auch strukturelle Gründe.
Breite Palette
Denn die Schweizer Asset Manager sind in ihrem Angebot vergleichsweise heterogen. Neben den Standard-Anlageklassen wie Aktien und Obligationen zeigt sich unter den Anbietern ein hoher Spezialisierungsgrad: Multi Asset, Rohstoffe, Immobilien, Privatmarkt, Infrastruktur, Hedgefonds, Katastrophenbonds und dergleichen mehr.
Schweizer Asset Manager beweisen dabei nicht nur Mut zur Nische, sondern auch Mut zu Innovationen. Im Bereich Aktien und Obligationen haben sich beispielsweise Fisch Asset Management und Aganola als Spezialisten für Wandelanleihen hervorgetan. Die Partners Group ist im Bereich Privatmarktanlagen zur erstklassigen Anlaufstelle geworden. Responsability und Blue Orchard sind Weltmarktführer im Bereich Mikrofinanz.
Vorteile der Spezialisierung
Der Fokus auf Nischen und Spezialitäten hat mehrere Vorteile: Erstens erleichtert er die Kundenakquise. Zweitens nimmt er etwas vom extrem harten Wettbewerbsdruck, den gerade grosse aktive und auf Standard-Anlageklassen fokussierte Asset Manager wie die inzwischen übernommene Aberdeen, wie auch Fidelity oder Schroders in den vergangenen Jahren zu spüren bekamen.
Und drittens: Spezialisierte Asset Manager erzielen in der Regel höhere Margen. Die Studie hebt in diesem Zusammenhang die Vielzahl von alternativen Managern in der Schweiz hervor, die nicht nur im Vergleich zu passiven Managern höhere Margen erzielen, sondern auch im Vergleich zu den aktiv verwalteten traditionellen Portfolios.
Mehr Wert in Partners Group als in Blackrock
Dies führt insgesamt zu einer höheren Profitabilität der betreffenden Anbieter. Die Studie führt dies anhand eines herausragenden Beispiels vor: So verwaltet die auf Privatmarktanlagen spezialisierte, in Zug ansässige Partners Group derzeit rund 70 Milliarden Franken Kundenvermögen und ist an der Börse mit gut 19 Milliarden Franken bewertet.
Blackrock, der grösste Asset Manager der Welt, verwaltet 6,3 Billionen Dollar und ist 87 Milliarden Dollar wert. Punkto verwaltete Vermögen überragt Blackrock die Partners Group zwar um den Faktor 85. Doch Investoren bewerten den US-Riesen nur vier mal höher als die Zuger Firma.
Brutalen Wettkampf umgehen
Anders gesagt: Der hohe Spezialisierungsgrad in einem Vermögensverwaltungssegment, das sehr viel menschliches Know-how benötigt, wird massiv höher bewertet als das Massengeschäft des Branchenleaders im Asset Management, das sich in einem brutalen Wettkampf um Bruchteile von Margen-Basispunkten befindet.
Iwan Deplazes, der Präsident der Asset Management Plattform, sagte jüngst in einem Interview mit finews.ch, die Schweizer Anbieter müssten weiter daran arbeiten, ihr Profil zu schärfen. Sei es im Bereich Alternative Anlagen, Nachhaltigkeit, Mikrofinanz oder Privatanlagen: Absolute Grösse ist hier – im Gegensatz zu den traditionellen Asset-Management-Disziplinen – nicht das Wichtigste, um im Wettbewerb zu bestehen und dem Asset-Management-Standort Schweiz zu höherer Relevanz zu verhelfen.
Spezialisierung und anhaltende Anstrengungen, diesen Vorsprung zu halten und auszubauen, dürften viel erfolgversprechender sein.
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