Der Zürcher Finanzplatz rangiert erstmals nicht mehr unter den zehn besten Finanzplätze der Welt. Dies ärgert Thomas Ulrich, Präsident des Zürcher Bankenverbands. Was er nun fordert.
Das ist ein Tiefschlag für Zürcher Banker. Im halbjährlich erscheinenden Global Financial Centres Index (GFCI 21) hat die Limmatstadt zwei Ränge verloren und liegt nun nur noch auf dem 11. Rang. Dies ist das erste Mal seit der Erhebung des Index im März 2007, dass Zürich nicht in den Top Ten figuriert.
Zwar konnte sich die Limmatstadt im Rating um 2 auf 718 Punkte verbessern. Andere Städte legten aber stärker zu; namentlich Toronto und Sydney, die neu vor Zürich auf den Plätzen zehn und acht figurieren. Beide rückten im Vergleich zum letzten Index um je drei Ränge vor (siehe Tabelle).
Darüber ärgert sich Thomas Ulrich, seines Zeichens Präsident des Zürcher Bankverbands. «Wir müssen zurück in die Top Ten», fordert er im Gespräch mit finews.ch.
Besonders schmerzlich ist für Ulrich, der hauptberufllich als Regionaldirektor der UBS Zürich tätig ist, der Punkteverlust im Sektor Business Environment (-4). «Wir müssen erreichen, dass Politik, Wirtschaft, Banken und die Regulierungsbehörden stärker für den Zürcher Finanzplatz einstehen, sonst droht ein weiterer Abstieg.»
Keine langfristige Strategie
Punkte liegengelassen hat Zürich auch in der Infrastruktur (-3), im Human Capital (-2) und im Financial Sector Development (-1). Immerhin: Im Bereich Reputation verbesserte sich der Finanzplatz um 4 Punkte (siehe Grafik).
Thomas Borer warnte bereits im Oktober 2016 vor einem Abstieg des Schweizer Finanzplatzes. Es fehle eine langfristige Strategie, stellte der ehemalige Schweizer Botschafter fest, wie finews.ch damals berichtete. Die Schweiz habe zudem gegenüber den Amerikanern zu viel preisgegeben und kaum Gegenwehr gezeigt.
Rhonestadt macht Boden gut
Einen kleinen Lichtblick gibt es für den Genfer Bankenplatz. Nach dem Absturz im September-Ranking 2016 um acht Plätze auf Rang 23, machte die Rhonestadt nun wieder drei Plätze gut.
Wachsende Konkurrenz und die Vielzahl und Komplexität von immer neuen Regulierungen machen das Bankgeschäft hierzulande immer komplexer und damit weniger attraktiv. Dies zeigt sich auch an der fortlaufenden Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz und an den aktuellsten Zahlen am Arbeitsmarkt: Noch nie waren so viele Banker arbeitslos, wie auch finews.ch berichtete.
Asiatische Finanzmetropolen auf der Überholspur
Trotz des Rückfalls bleibt Zürich hinter London auf Rang zwei der wichtigsten Finanzplätze in Europa. Die Themsestadt liegt ungeachtet des Brexit an der Weltspitze, hauchdünn vor New York. Der Vorsprung der beiden Finanzmetropolen auf Singapur und Hongkong ist aber drastisch geschmolzen. Peking hat überdies über zehn Plätze gewonnen und liegt nun an 16. Stelle.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Singapur oder Hongkong die Spitze übernehmen werden. Denn insbesondere im Private Banking bietet das Gechäft mit Kunden aus der Volksrepublik China enorme Wachstumschancen. Boris Collardi, Chef der Zürcher Privatbank, bezeichnete China unlängst in einem Interview als den «heiligen Gral» für Vermögensverwalter in Asien. Einige Schweizer Banken bauen denn auch ihre Präsenz in Asien aus.
Asiatische Metropolen geniessen – anders als in der Schweiz – auch einen politischen Support: «In Asien ist die Regulierungsbehörde Teil der Wertschöpfungskette der Finanzindustrie», erklärt Ulrich und ergänzt: «Ich habe nichts gegen Kontrollen, das hilft uns in Sachen Reputation. Dennoch müssen wir aufpassen, dass wir den Schweizer Finanzplatz nicht überregulieren und uns so auf Dauer selber schaden».
Ernüchterung in Frankfurt, Dublin und Luxemburg
Überraschendes zeigt auch der Blick auf andere europäische Finanzplätze. Vor dem Hintergrund des Brexit hätte man annehmen können, dass Finanzplätze in der Eurozone nun attraktiver erscheinen. Insbesondere deshalb, weil Städte wie Frankfurt, Paris und auch Madrid nicht müde werden, für ihren Finanzplatz zu werben.
Doch im Vergleich zum Ranking im September 2016 verlor Frankfurt vier Plätze und liegt nun an 23. Stelle. Dublin verlor zwei Ränge (neu 33) und Luxembourg gar sechs Plätze (Rang 18). Paris und Madrid konnten ihre Position zumindest halten.