Gut zwei Jahre lang hat ein Team von Krypto- und Finance-Spezialisten eine potenzielle Bank konstruiert, die vollständig auf «Decentralized Finance»-Anwendungen ausgelegt ist. Bei der Finanzmarktaufsicht in Liechtenstein hat die Mannschaft unter dem Namen Celsion Bank eine Lizenz beantragt, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Noch kennt kaum jemand Celsion Finance. Wie aus der am gestrigen Mittwoch aufgeschalteten Website hervorgeht, plant das Unternehmen, Banking-Dienstleistungen in den Bereichen «Decentralized Finance» anzubieten.

Bis es soweit ist, dürften aber noch etliche Monate ins Land gehen. Oder besser gesagt: ins Ländle. Gegenüber finews.ch bestätigt Thomas Müller, der das Startup als Chief Operating and Technology Officer leitet: «Wir haben bei der Financial Markets Authority (FMA) in Liechtenstein eine Banklizenz beantragt und rechnen damit, dass wir unseren Betrieb unter dem Namen Celsion Bank im kommenden Frühjahr aufnehmen können.»

Ab jetzt im Licht der Öffentlichkeit

An die Öffentlichkeit trete man schon jetzt, indem man damit beginne, zukünftige Geschäftsbeziehungen anzubahnen.

«Bisher sind digitale Assets für die breite Masse im Finanzsektor nicht geeignet», führt Müller aus. Damit sich das ändere, brauche es «vertrauensvolle regulierte Institute und Standards». In diese Lücke möchte Celsion Finance mit der geplanten Bank springen. «Herzstück ist unser selbst entwickelter Digital Asset Backbone». Das Kernbankensystem beziehe man von Finnova. Dieses gewährleiste eine anerkannte und erprobte Schnittstelle zum traditionellen Finanzsystem.

Privatsphäre auf der Blockchain

«Wir stellen eine komplette Infrastruktur mit Lösungen für das Issuing, die Verwaltung und Settlement bei digitalen Assets zur Verfügung», erklärt Müller. Dies unter Anwendung von Industrie-Standards in Sachen «Know your Customer» (KYC). «Regulatorische Compliance bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre auf der Blockchain ist ein Schwerpunkt unseres zukünftigen Angebots.»

Das neue Produkt haben Thomas Müller und sein Team von knapp zehn erprobten Spezialisten aus der Krypto- und aus der traditionellen Finanz-Welt in den letzten zwei Jahren im Tarnkappenmodus entwickelt. An der Fraumünsterstrasse waren sie unter dem Namen Crypto Helvetica eingemietet.

Dass man die Banklizenz in Liechtenstein beantrage und nicht in Zürich, habe mit dem Marktzugang in die EU zu tun. «Wir möchten relativ schnell international skalieren und dies ist von Vaduz aus einfacher möglich.» 

Investor aus den USA 

Müller selbst ist ausgebildeter Informatiker und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Krypto-Welt. Er leitet die Geschäftsleitung von Celsion Finance. Ihr gehören ferner die frühere IHAG- und SEBA-Rechtschefin Nina Gartmann als Chief Legal & Compliance Officer sowie Harald Siegel (ehemals KPMG und ISP) als Chief Finance and Risk Officer an.

Als Investor steht der amerikanische Unternehmer Jeffrey Berns hinter Celsion Finance. Ursprünglich Litigation-Anwalt auf der Konsumenten-Seite, hat er das Krypto-Unternehmen Blockchains.com und die auf digitale Assets spezialisierte GenuBank in Nevada gegründet.

Das Schweizer Team und der amerikanische Investor seien «fest davon überzeugt, dass Blockchain-Technologie und digitale Assets die Zukunft prägen und das Leben der Menschen sowie die Gesellschaft insgesamt verbessern werden», sagt Thomas Müller.