Der berühmteste Rohstoffhändler gab erstmals seit Jahren ein Interview. Dabei äusserte er sich auch über Perspektiven für den Finanzplatz Schweiz.
Im Interview in der «Weltwoche» wandte sich Marc Rich unter anderem gegen Gerüchte, wonach er gesundheitlich angeschlagen sei, in der Finanzkrise massiv Geld verloren habe und seinen Wohnsitz ins Ausland verlegen werde: «Die Schweiz ist meine Heimat», sagte Rich. «Ich liebe die Leute, ich liebe die Berge, ich liebe es, Ski zu fahren. Und ich bin froh um die Freiheit, die hier herrscht – und um die Berechenbarkeit des Rechtssystems.»
Das Gespräch führte Daniel Ammann, der Autor der Rich-Biographie «King of Oil». Ein grosses Thema war dabei der US-Druck im Verfahren gegen die UBS. Insgesamt erachtet Rich die Schweizer Regierung als zu nachgiebig gegen äussere Pressionen, also auch aus Washington. «Sie hätte die Daten der Bankkunden nicht herausgeben sollen. Das war ein grosser Fehler.»
«Die Banken werden es überleben»
Die Amerikaner – so Rich – wären bei einem Schweizer Nein wohl wütend geworden, «aber das wäre nicht weiter schlimm gewesen.» Die USA hätten der Schweiz oder der UBS nichts getan: Das Land sei mit anderen Problemen zu stark beschäftigt, zum Beispiel mit zwei Kriegen und einer schwachen Wirtschaft.
Skeptisch äussert sich der Rohstoff-Tycoon über die Zukunft des Bankgeheimnisses: «Ich erwarte sein definitives Ende schon bald». Dies sei ein Jammer, weil überflüssig und selbstverschuldet. Das Bankgeheimnis hätte bewahrt werden können – durch Standfestigkeit. «Man hätte den USA nur nein sagen müssen.»
Mit UBS-Aktien eingedeckt
Immerhin: «Die Banken werden es überleben.» Das Bankgeheimnis sei heute weniger wichtig, dafür seien jetzt Kompetenz und Können entscheidend. «Das haben die Schweizer Banken.»
Bemerkenswert die Antwort auf die Frage nach der besten Bank der Welt: «Heute ist es wieder die UBS», so Rich. «Oswald Grübel und sein Team leisten hervorragende Arbeit.» Er habe sich mit UBS-Aktien eingedeckt – «aber noch nicht genug».
Weitere Themen des Interviews sind unter anderem das Madoff-System (wo Rich teilweise eine zweistellige Millionensumme investiert hatte, aber früh genug ausstieg); die Währungsturbulenzen (den Euro hält Rich für klar unterbewertet); das geplante IPO von Glencore; die interessantesten Felder im Rohstoffbereich (Erdöl, Gold, Palladium) sowie McKinsey («Diese Leute haben keine Ahnung vom Business.»).