Der Druck auf die Finanzhäuser, die Post-Brexit-Regeln einzuhalten dürfte im Laufe des Jahres deutlich steigen Die EZB nimmt die Geldhäuser von der Insel derzeit genauer unter die Lupe.
Der Austritt Grossbritanniens aus der EU hat bei vielen Banken in London den Druck verstärkt, Zweigstellen in Paris, Frankfurt, Dublin oder Amsterdam zu gründen und Mitarbeitende zu verlagern, um auch in Zukunft Kunden aus der EU bedienen zu können.
Viele Institute haben dabei aber auch zu «kreativen Konstruktionen» gegriffen, um formal die Post-Brexit-Regeln einzuhalten. Nun könnte der Druck auf die Geldhäuser von Seiten der Regulatoren steigen, wie «Financial News» (Artikel hinter Bezahlschranke) am Montag berichtet.
Leere Briefkastenfirmen
Im ersten Quartal 2022 werde die Europäische Zentralbank (EZB) eine Untersuchung abschliessen, bei der nach den Kriterien des sogenannte Desk-Mapping geschaut werde, wie substanziell die Banken ihr Geschäft von London in die EU verlagert hätten, heisst es unter Berufung auf Kreise.
Das sei ein erster Schritt, um sicherzustellen, dass Unternehmen keine leeren Briefkastenfirmen auf dem Kontinent betreiben, während sie den Grossteil ihrer Geschäfte weiterhin im Vereinigten Königreich abwickeln.
Kreative Konstruktionen
Bereits im Januar 2021 hatten hochrangige EZB-Beamte in Frage gestellt, ob die Banken in London genug Personal in die EU verlagert hätten. Zuletzt hatten auch nationale Aufsichtsbehörden wie die irische und die niederländische einige der Bemühungen der Londoner Firmen gerügt, die Regeln zu umgehen.
Die Untersuchung der EZB könnte dazu führen, dass Kreditgeber auf dem gesamten Markt hinsichtlich der Zuordnung von Vermögenswerten und Risiken verglichen werden. Rechtsexperten zufolge könnten die Ermittlungen auch den Weg für eine aktivere Durchsetzung der Vorschriften durch die europäischen Regulierungsbehörden ebnen, wie es weiter heisst. Das wecke Sorgen in der Themse-Stadt, und die Banken würden sich vorsichtiger verhalten.
Schutz für EU-Kunden
«Einige Banken rechnen damit, dass sie ihre Präsenz in der EU erheblich verstärken müssen. London muss vermeiden, ausgehöhlt zu werden», sagte Peter Smith, Leiter der Beratungsfirma FinTechReguLab.
Die EZB wolle keine neuen Regeln aufstellen, hiess es weiter. Sie setze lediglich frühere Erwartungen um und beurteile, inwieweit frühere Erklärungen zu bestimmten Themen befolgt würden. Ziel sei es, sicherzustellen, dass Risiken und andere Kontrollen nicht in London konzentriert würden, und dass EU-Kunden innerhalb der EU-Grenzen geschützt würden, hiess es weiter.