Gegenüber der grossen amerikanischen Konkurenz ist die UBS ein kleiner Fisch. Doch mit einer digitalen Offensive will die Schweizer Grossbank den hart umkämpften US-Markt aufmischen.

UBS-Chef Ralph Hamers hatte bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen vor einigen Wochen angekündigt, eine digitale Vermögensverwaltung für vermögende Kunden in den USA zu lancieren. Die Bank werde «ein skalierbares Anlageberatungsmodell für vermögende Kunden» anbieten, sagte er. Und Finanzchef Kirt Gardner nannte als Zielgruppe Kunden mit einem Vermögen zwischen 250'000 Dollar und zwei Millionen Dollar.

Dies dürfte der UBS eine vielversprechende Wachstumschance in einem Markt eröffnen, der sowohl schnell wächst als auch zunehmend wettbewerbsintensiv ist, folgert der amerikanische Anbieter von Finanzdaten S&P Global in einem Report.

Erfahrung mit sehr reichen Kunden

Demnach erwarten Analysten, dass der weltweite Vermögensverwaltungs-Markt bis 2030 ein Volumen von 3,43 Billionen Dollar erreichen wird, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10,7 Prozent entspricht. Davon soll mehr als die Hälfte auf Nordamerika entfallen, so Firdaus Ibrahim von CFRA Research. Eine digitale Vermögensverwaltung, die auf den Massenmarkt abzielt, werde mit einer jährlichen Rate von plus 16,8 Prozent im gleichen Zeitraum das am schnellsten wachsenden Segment sein.

Weitere Faktoren seien der Generationswechsel in der Vermögensverwaltung und eine Vielzahl grosser, akquisitorischer Konkurrenten. Mit ihrer grossen Erfahrung im Geschäft mit sehr vermögenden Privatkunden und den Erfolgen ihres CEO beim Vorantreiben der Digitalisierung sei die UBS gut positioniert ist, um diese Chance zu nutzen.

Im Hintertreffen gegenüber der US-Konkurrenz

«Wir glauben, dass der Fokus der UBS auf die digitale Vermögensverwaltung genau richtig ist», so Ibrahim. Die Region Americas habe mit 559 Millionen Dollar einen Löwenanteil am Betriebsgewinn im globalen Wealth Management der UBS erreicht. Insgesamt hatte die Division 1,52 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Unter den europäischen Banken sei die UBS damit im US-Geschäft führend. Sie verblasse jedoch gegenüber etablierten US-Grössen wie Morgan Stanley oder Bank of America, so Nicolas Payen, Aktienanalyst bei Kepler Cheuvreux. Die grossen US-Banken würden die Konsolidierung vorantreiben.

Günstige Skalierung

Der Plan, ein digitales Full-Service-Angebot von Grund auf zu lancieren, werde es der UBS ermöglichen, die Skalierung in den USA zu geringeren Kosten voranzutreiben, da sie möglicherweise nicht über die Finanzkraft für umfangreiche Übernahmen von digitalen Brokern verfügt, so Payen weiter.

Der US-Markt biete fantastische Möglichkeiten, sagt auch Sean McKee, Analyst bei der Wirtschaftsberatungsfirma KPMG. Insbesondere wenn man es schaffe, sich bei den Vermögen zu positionieren, die von den Baby-Boomern auf die Millennials und die Generation X übertragen würden. Dieses Volumen schätzen die Experten auf rund 30 Billionen Dollar.