Die Credit Suisse hat in der Vermögensverwaltung an Ertragskraft eingebüsst. Umso wichtiger wird die Kreditvergabe an die reiche Klientel – dazu hat die Bank nun extra eine Elitetruppe geschaffen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Nach aussen hin unbemerkt ist es im Private Banking der Credit Suisse (CS) zu einer bedeutsamen Neuerung gekommen. Wie eine Sprecherin der Grossbank auf Anfrage von finews.ch bestätigte, wurde in der Division der Internationalen Vermögensverwaltung (IWM) eine neue Einheit geschaffen, die so genannte International Financing Group (IFG). Sie untersteht einem ehemaligen Händler, Yves-Alain Sommerhalder.
Direkter und schneller
Die neue Abteilung kümmert sich um einen wichtigen Ertragstreiber der CS: die Vergabe von Krediten an reiche Kunden gegen Wertschriften und Realwerte als Sicherheit – zu Englisch Lending.
Unter Sommerhalder werden nun mehrere Lending-Spezialisten in einem Team zusammengefasst. «Dies ermöglicht einen direkten Zugang zu Expertise und schnellere Entscheidungen», heisst es dazu von der CS.
Ebenfalls werde der Einsatz des Kapitals innerhalb der Bank optimiert, dies in Zusammenarbeit mit Finanzchef David Mathers.
Licht und Schatten
Die Neugründung ist ein Zeichen dafür, dass IWM-Chef Philipp Wehle (Bild oben) bei der Kreditvergabe an Superreiche noch mehr aufs Tempo drücken will. Im abgelaufenen dritten Quartal zeigten sich diesbezüglich Licht und Schatten. Die CS rechnete im IWM am Donnerstag mit «möglicherweise signifikanten Kreditverlusten», die das Ergebnis auch in den Folgequartalen belasten könnten.
In den vergangenen neun Monaten stellte die Bank für solche Risiken 85 Millionen Franken zurück.
Höhere Erträge dringend benötigt
Dies wirkte sich auf den Vorsteuergewinn der Division aus, der gegenüber dem Vorjahr um gut ein Drittel zurückging. Belastet wurde die Kennzahl auch von höheren Restrukturierungs-Kosten und deutlichen Rückgängen bei Margen und Ertrag. Das wichtige Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) verschlechterte sich vor diesem Hintergrund von 63,1 im Vorjahr auf 80,1 Prozent.
Entsprechend willkommen wären höhere Erträge aus dem Lending. Werden die ausstehenden Kredite in Asien und dem Schweizer Heimmarkt hinzugezählt, macht das Business bereits rund ein Viertel der in der CS verwalteten Vermögen aus.
Unter die Tidjane Thiam eine Elitetruppe
Sommerhalder kann sich derweil mit seiner neusten Ernennung einen weiteren Erfolg ans Revers heften. Er lenkte in den vergangenen drei Jahren die Einheit ITS – unter Ex-Chef Tidjane Thiam eine Art Elitetruppe, die besonders lukrative Deals zwischen verschiedenen den Banksparten vermittelte. Sie wurde inzwischen in GTS umbenannt. Daran beteiligt sind Spezialisten aus der Vermögensverwaltung, dem Handel und dem Schweiz-Geschäft.
Martin Hofacker, der bis anhin das Lending gegen Realwerte verantwortete, stösst ebenfalls zur IFG und amtet als Vize von Sommerhalder. Dieser wird GTS auch weiterhin führen.
Die CS zählt neu auch auf den bisherigen Julius-Bär-Verwaltungsrat Christian Meissner, der in diesem Monat als Vize-Präsident des Investmentbanking zum Institut stiess. Der Österreicher hat nun die Aufgabe, lukrative Transaktionen für die reichsten Kunden der Bank ausfindig zu machen und diese zwischen den verschiedenen Abteilungen abzuwickeln.