Christine Schmid hat nach 21 Jahren Grossbank zum Fintech Additiv als Strategiechefin gewechselt. Im Interview mit finews.tv nennt Schmid die grössten Risiken einer Bankentransformation. Insgesamt bewege sich der Finanzplatz langsam.
Christine Schmid kennt nach ihrer über 20-jährigen Karriere bei der Credit Suisse jeden Winkel der zweitgrössten Schweizer Bank. Nun ist sie als Strategiechefin beim Zürcher Fintech Additiv unterwegs, das digitale modulare Banklösungen anbietet.
Somit kann sie die laufende technologische Transformation des Schweizer Finanzplatzes genau überblicken. Im Interview mit finews.tv urteilt Schmid: «Der Bankenplatz bewegt sich stetig – aber langsam».
Sie ist davon überzeugt, dass sich die Transformation beschleunigen wird und die Banken gut daran tun, sich sowohl operationell als auch strategisch gut aufzustellen.
«Das grösste Risiko für die Banken ist, die Transformation gar nicht zu starten», sagt Schmid, und fügt gleich weitere Risiken an: Mindset und Methodik, wie Transformation innerhalb der Banken angegangen wird.
Wenn zu viele mitreden dürfen
«Es herrscht allgemein die Kultur, in wichtige Entscheidungen möglichst viele Mitarbeiter miteinzubeziehen. Das verlangsamt oder verunmöglicht Transformation gar.» Banken sähen es auch als zu grosses Risiko an, Veränderungen spielerisch aufzunehmen und umzusetzen. Insgesamt liege viel in der Verantwortung der Bankführung.
Sie beobachtet auch, dass viele transformative Schritte hinter den Kulissen genommen würden. Ein grösserer Teil der Technologie-Investitionen werde dafür verwendet, um die Bank operationell instand zu halten, nur der kleinere Teil der Gelder werde effektiv dazu verwendet, die Bank zu verändern.
Kaum Effizienzgewinne sichtbar
Sichtbar sei davon wenig. «Was an Investitionen reingesteckt worden ist, wurde auf der Revenueseite weggefressen.» Sprich: Die Banken haben durch Automatisierung und Digitalisierung zwar Effizienzgewinne erzielt, doch ist das Ertragsniveau tendenziell auch am Sinken.
Die Challenger-Banken hätten zwar das Preisgefüge ins Wanken gebracht, doch kämpften sie mit ihren eigenen Problemen, nämlich der mangelnden Profitabilität.
Und bislang hätten sie noch nicht den Beweis erbracht, beispielsweise in der Vermögensverwaltung kompetitiv zu sein. «Aber der Druck, der wird bleiben», ist sich Schmid sicher.
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