Die Coronakrise hat die Vermögen der Superreichen beschädigt, sagt ein viel beachteter Milliardärsreport. Damit wird der Verteilungskampf unter den Banken noch intensiver – mit neuer Konkurrenz.

Der am Donnerstag veröffentlichte «World Wealth Report 2020» der Beratungsfirma Capgemini hat es in sich. Wie die viel beachtete Reichenstudie in ihrer jüngsten Ausgabe errechnete, hat die Coronakrise an den Finanzmärkten Werte in der Höhe von 18'000 Milliarden Dollar vernichtet, bis eine partielle Erholung einsetzte. Die Milliardäre dieser Welt werden die Folgen des Crashs aber weiter spüren.

Bis und mit vergangenem April rechnen die Studienautoren mit einem Rückgang der weltweiten Vermögen von bis zu 8 Prozent.

Wenn der Kuchen kleiner wird, nimmt der Konkurrenzkampf zu. Die Privatbanken müssen sich dabei definitiv auch auf neue Gegner einstellen: Laut einer Umfrage von Capgemini sind 74 Prozent der Superreichen gewillt, Vermögensverwaltungs-Angebote von grossen Tech-Firmen wie Google, Apple, Amazon und Facebook in Betracht zu ziehen. 22 Prozent der Milliardäre geben gar an, in den nächsten zwölf Monaten einem Tech-Anbieter das meiste Geld anzuvertrauen.

Abtrünnige Erben

Besonders affin für branchenfremden Angebote sind Reiche in Asien und Lateinamerika; weltweit ist es vor allem die Erbengeneration der unter-40-Jährigen, die Dienste von Amazon & Co in Betracht ziehen. Das dürfte den angestammten Akteuren die Augen öffnen. Laut Capgemini sehen bisher nur 26 Prozent der befragten Vermögensverwalter Tech-Firmen als disruptiv für ihr Geschäft an.

«Easy Access» und «Touchpoints» werden in der Folge für die Branche zu neuen Schlagworten. Kunden wollen auf diversen Kanälen einfachen Zugang zu Bankdiensten erhalten und sind auch begierig auf zusätzliche Services. Das ist allerdings ein Feld, wo die grossen Tech-Firmen bereits weit vorne liegen.

Pfennigfuchser

Derweil dürfte sich auch der Preiskampf verschärfen. Angesichts von Buchverlusten drängt die Frage nach der Höhe der Bankgebühren; mehr als einer von fünf Milliardären outete sich in der Umfrage als «Pfennigfuchser» und zeigte sich bereit, wegen zu hohen Kosten den Vermögensverwalter zu wechseln. Das ebnet Tiefpreis-Strategien, für die Tech-Firmen und Fintechs gleichermassen bekannt sind, das Feld.

Während die Digitalisierung als Trend zweifellos an Bedeutung gewinnt, haben sich andere Treiber im Geschäft mit Superreichen abgeschwächt. So wuchsen die Vermögen in den USA mit 11 und in Europa mit 9 Prozent im Jahr 2019 schneller als der Reichtum im vermeintlichen Boom-Markt Asien. Dort betrug das Wachstum nur 8 Prozent.

Die Capgemini-Autoren liegen wohl nicht ganz falsch, wenn sie zum Schluss kommen, dass Vermögensverwalter nun in «unbekannten Gewässern» navigieren würden.