Beim Outsourcing denken viele Leute automatisch daran, dass Know-how und Arbeitsplätze in Unternehmen verschwinden. Outsourcing spielt in der Finanzbranche auf den ersten Blick aber noch nicht die grosse Rolle.
Eher ist das Gegenteil der Fall. Kerngeschäftsfelder bleiben zwar im Unternehmen. Viele andere Bereiche werden allerdings an externe Teams vergeben und versprechen so Umsätze sowie Karrieremöglichkeiten für die Dienstleister.
Doch welche Bereiche sind auch in der Finanzbranche besonders dazu geeignet, ausgelagert zu werden? Was ist dabei von Bankenseite zu beachten und welche Möglichkeiten ergeben sich hierbei für externe Dienstleister?
1. Vertrieb: Ein Klassiker beim Outsourcing
Passgenaue Produkte und exzellente Dienstleistungen: Viele Unternehmen mit hochwertigen Produktportfolios scheiten daran, im Vertrieb alle relevanten Potenziale auszuschöpfen. Das Sales-Team arbeitet rund um die Uhr, die Absatzzahlen liegen trotzdem hinter den Erwartungen zurück. Entweder weil die Kapazitäten fehlen oder das Know-how nicht ausreicht. Wer sich neue Märkte erobern oder C-Kunden erschliessen will, braucht als Unternehmen Geduld.
Viele Firmen nutzen im Vertrieb Outsourcing und greifen auf externe Sales-Profis zurück. Oft ist in erster Linie der Wunsch nach einer Kostensenkung Vater des Gedankens. Wie realistisch ist diese Einschätzung beim Vertriebsoutsourcing? Und welche Fehler können bei der Zusammenarbeit mit externen Sales-Profis passieren?
Zu den klassischen Bereichen, in denen Vertriebsoutsourcing stattfindet, gehört die Vermittlung von Finanzprodukten. Hier bedienen sich unter anderem Banken externer Sales-Teams, die im Gegenzug für den Vertrieb von Kapitalanlage-Lösungen eine Provision erhalten.
Externes Sales-Team: Vertriebsprofis arbeiten gerne extern
Wer ein externes Team in den Vertrieb miteinbinden will, darf zwei Fehler nicht machen:
- Kostensenkung sofort erwarten
- Sales-/Leadgenerierung kurzfristig einplanen.
Outsourcing gilt verglichen mit einem internen Team als eine Option mit einem hohen Kostensenkungspotenzial. Doch auch das Know-how und die Erfahrung externer Sales-Teams gibt es nicht umsonst. Gerade in den ersten Monaten muss die Zusammenarbeit zwischen externen Dienstleistern und dem Endkunden etabliert und in interne Abläufe eingebunden werden. Sobald Sales-Experten B- und C-Kunden oder neue Märkte erschlossen haben, ergibt sich für beide Seiten eine WIN-WIN-Situation.
Externe Vertriebsprofis haben gerade in diesem Bereich die Möglichkeit, von hohen Provisionen zu profitieren und dabei relativ unabhängig arbeiten zu können.
2. Marketing und Werbung: Expertise ist entscheidend
Vertriebsoutsourcing ist nur ein Bereich, in dem externes Know-how gefragt ist. Besonders im Zusammenhang mit Branding und Corporate Image setzen auch Banken und andere Finanzanbieter auf Outsourcing. Das Entwickeln eines «griffigen» Slogans oder neuer Logos übernehmen auf Marketing und Werbung spezialisierte Werbeagenturen.
Diese haben gegenüber internen Teams einen sehr starken Vorteil. Marketingagenturen setzen immer auf Expertenwissen. Aber die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Marketing-Team kann immer nur so gut sein, wie die Kommunikation funktioniert.
Kunden müssen lernen, sich gegenüber externen Werbeteams auszudrücken. Das Briefing sollte immer die richtige Message transportieren. Dabei geht es um die Erwartungshaltung der Auftraggeber in Bezug auf eine neue Brand-/Image-Kampagne. Entsprechende Vorstellungen sollten dabei so präzise und kurz wie möglich ausgedrückt werden. Unsicherheiten spiegelt ein Briefing im Regelfall nämlich 1:1 wider. Dies ist nicht selten der Fall, wenn elementare Vorarbeiten wie die eigene Corporate Identitiy oder die klare Zielsetzung fehlen.
Missverständnisse in der Kommunikation führen am Ende dazu, dass die Planung mehrfach über den Haufen geworfen werden muss und Marketingoutsourcing zu einer echten Enttäuschung wird.
Vorteile im Marketingoutsourcing
(Bild: pixabay.com – geralt)
Eine von der ersten Minute an konsequente Kommunikationsstrategie ist für erfolgreiches Marketingoutsourcing wichtig. Sobald diese Hürde überwunden ist, nutzen Unternehmen dessen Vorteile voll aus. Hierzu gehören Kostenersparnis, Fachwissen und Fokus.
Letzteres bedeutet, dass sich Unternehmen wieder stärker aufs Kerngeschäft konzentrieren können. Bei der Kostenersparnis sind nicht allein die Personalkosten entscheidend. Gerade bei der technischen Infrastruktur ergibt sich Potenzial, um den Rotstift anzusetzen.
Fachleute im Bereich Marketing haben also gute Chancen, als externe Experten oder bei entsprechenden Agenturen für die Finanzbranche tätig zu werden. In immer unübersichtlicheren Märkten ist für Finanzunternehmen nämlich essenziell, aus der Masse herauszustechen.
3. Buchhaltung und Steuern: Kooperation oder komplettes Outsourcing?
Buchhaltung und Steuern sind der Stresstest für jedes der rund 40'000 Start-Ups, die jedes Jahr in der Schweiz laut Bundesamt für Statistik gegründet werden. Regeln der Finanzbuchhaltung sind eine Seite der Medaille.
Die Steuern sind die andere. Und beide Bereiche lenken vom Kerngeschäft ab. Nur ein Grund, warum Unternehmen immer wieder auf die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern zurückgreifen.
Buchhaltung und Steuern in Teilen oder komplett nach aussen zu geben, bereitet vielen Unternehmen gewisse «Bauchschmerzen». Schliessen werden Betriebsgeheimnisse mit externen Dienstleistern geteilt. Dies macht Outsourcing im Bereich Buchhaltung durchaus zu einem zweischneidigen Schwert.
(Bild: pixabay.com – stevepb)
Viele grössere Unternehmen setzen auch aus diesem Grund auf eine interne Buchhaltung – und arbeiten nur in Steuerfragen mit grossen Steuerkanzleien zusammen. Gerade für kleinere Firmen und Start-Ups ist die Kooperation mit externen Partnern bei Buchhaltung und Steuern ein interessanter Ansatz.
Daraufhin können sich diese komplett auf das Kerngeschäft fokussieren, ohne sich mit Rechnungstellung, Mahnwesen und Vorsteuerabzug beschäftigen zu müssen. Inzwischen bietet sich hier sogar eine Zusammenarbeit nach dem SaaS-Prinzip an. SaaS steht für Software as a Service. Es müssen beispielsweise nur Rechnungen hochgeladen werden, die der Dienstleister dann fachgerecht verarbeitet.
Bilanzbuchhalter und Steuerfachleute müssen also nicht direkt bei einer Bank arbeiten, um am Ende tatsächlich für ein Finanzinstitut tätig werden zu können. Entsprechende Kanzleien suchen stetig passende Fachleute.
4. IT-Dienstleistungen: Von IT-Betreuung bis Cloud-Lösungen
IT und Digitalisierung sind in der Vergangenheit zunehmend wichtiger geworden. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur eine Vereinfachung vieler Prozesse. IT setzt eine Infrastruktur voraus, die gepflegt und gewartet werden muss. Viele Prozesse sind inzwischen so komplex, dass sich gerade kleinere Unternehmen keine eigene IT-Abteilung leisten können.
Die Einrichtung des Netzwerks ist nur ein Aspekt. Betriebssysteme müssen auf dem neuesten Stand gehalten oder Angriffe von Hackern abgewehrt werden. Aber auch Themen wie:
- Backups
- Zugriffsrechte
- Anwenderunterstützung
- Schulungen
gehören zu den Aufgaben der IT-Abteilungen. Letztere müssen zudem Softwarewechsel usw. unterstützen.
Outsourcing ist in diesem Bereich schon lange etabliert. Dabei kann ein Finanzunternehmen die komplette Verwaltung der IT an externe Teams abgeben. Oder arbeitet nach einem Mehrschicht-Modell. Sicherheitsrelevante Arbeitsbereiche werden intern bearbeitet, alles andere geht nach aussen. So können externe IT-Experten beispielsweise:
- Einführung neuer Software
- Schulungen für Mitarbeiter
Durchführen/begleiten. Den Aufbau der Netzwerkarchitektur und die regelmässigen Backups übernehmen interne IT-ler.
Server und Cloudanwendungen
(Bild: pixabay.com - EliasSch)
In einem Bereich verlassen sich viele Schweizer Unternehmen komplett auf Outsourcing. Etwa, wenn es um den Serverplatz für die Website oder Cloudlösungen geht. Sollte ausserhalb der Website keine sonstige Nutzung des Internets erfolgen, ist ein gemieteter Serverspace sicher die beste Lösung. Zu klären ist immer, wieviel Traffic-Volumen zur Verfügung steht und wann Backups vom Server gemacht werden.
Erst wenn verschieden Webanwendungen für das Unternehmen eine Rolle spielen, sind die Kosten für ein eigenes Rechenzentrum gerechtfertigt. Gerade für den Datenaustausch wird heute immer wieder auf Cloudlösungen und Projektmanagement-Tools zurückgegriffen.
Letztere sind als reine Onlinelösungen verfügbar und lassen sich hervorragend an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Zu beachten ist, welche Daten in der Cloud abgelegt werden und wo die Server des Anbieters stehen.
Tipp: IT-Fachleute finden heute sowohl direkt bei Banken als auch bei entsprechenden Agenturen spielend hervorragende Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch Initiativbewerbungen haben hier ein hohes Erfolgspotenzial.
Fazit: Outsourcing entwickelt sich immer zur Chance für externe Dienstleister
Am Thema Outsourcing kommen auch Unternehmen aus der Finanzbranche nicht mehr vorbei. In einigen Bereichen wird die Auslagerung von Aufgaben bereits seit Jahren praktiziert, ohne davon etwas gemerkt zu haben. Andere Bereiche haben sich erst in den letzten Jahren in den Mittelpunkt gedrängt.
Für Fachleute in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Buchhaltung und IT bedeutet dies, dass stetig mehr Aufträge aus der Finanzbranche zu erwarten sind. Wer sich hier bei den Kunden gut positionieren kann, schafft sich ein grossen Umsatzpotenzial.