Die Fintech-Branche in der Schweiz wächst dank ausgezeichneter Rahmenbedingungen dynamisch, wie eine Studie zeigt. Zu den Perspektiven für die Banken findet sie klare Worte: Weiterentwicklung oder Irrelevanz.
Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) stellt fest, dass die Rahmenbedingungen für Fintechs hierzulande weiterhin ausgezeichnet sind. Auch dieses Jahr steht die Schweiz im globalen Ranking auf dem Podest. Die im Februar an der jährlichen Konferenz des IFZ vorgestellte «FinTech Studie 2019» ist seit heute frei zugänglich. Die Analyse der Studie stimmt für den Finanzplatz Schweiz insgesamt optimistisch.
Vorbei ist der Hype um Fintech. Die Branche reift, der wilde Gründungsboom hat nachgelassen und die Fintech-Lizenz ist heute Realität. Die Aussichten, dass sich damit gute Geschäftsmodelle von den digitalen Glücksrittern unterscheiden, ist von Vorteil für das Vertrauen in den Standort und die Branche.
Grosse Projekte
Die Fintech-Aktivität bemisst sich nicht nur an der Anzahl ICOs oder am Venture-Capital-Volumen. Wichtig sind weitere Faktoren wie Fintech-«Brutkästen», Konferenzen und Preisverleihungen, aber auch die Verfügbarkeit der richtigen Talente, Berichterstattung in den Medien und die Existenz von Branchenverbänden. Sie tragen alle ihren Teil bei zu einem eng gestrickten und vielseitigen Ökosystem.
Grosse Projekte wie Crypto-Banken oder vollautomatisierte Börsen würden nicht an die Hand genommen, hätten wir nicht die richtigen Fähigkeiten und das notwendige Kapital und bestünde nicht der politische Wille für technologiefreundliche Standortbedingungen.
Schweiz zeigt Innovationsgeist
Deshalb investieren beispielsweise auch globale Cloud-Dienstleister in der Schweiz, und ausländische Firmen wollen ihre sensitiven Daten hier gespeichert haben. Die Schweiz zeigt Innovationsgeist.
Ganz aktuell hat die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) einen Leitfaden veröffentlicht, um Banken in der Schweiz die sichere Migration auf die Cloud zu ermöglichen. Auch die SNB hat ihre Ideen eines Zahlungssystems in einer Zeit der Fintechs und der Blockchain vorgestellt.
Banken als Impulsgeber
Ein wichtiger Impulsgeber im Fintech-Ökosystem sind die Banken selbst. Sie haben den Zugang zu den Endkunden und geniessen deren Vertrauen. Damit dienen sie als Anker und Brückenkopf für innovative Anbieter.
In einer Zeit, in denen die Marktbedingungen die Profitabilität stark unter Druck setzen, müssen sie sich rasch für die Ära der neuen Möglichkeiten fit machen. Dazu gehören die laufende Optimierung und Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse, ein innovatives Kundenerlebnis und eine umfassende IT-Sicherheit.
Kein Blatt vor dem Mund
Erfreulicherweise widmet die Fintech-Studie der Positionierung der Banken in der neuen Welt ein ganzes Kapitel. Zu den Zukunftsaussichten für traditionelle Bankinstitute nimmt sie dabei kein Blatt vor den Mund. Sie stehen vor der Wahl zwischen Geschäftsanpassung oder Bedeutungslosigkeit.
Die Entwicklung muss dabei nicht notwendigerweise disruptiv erfolgen. Matchentscheidend ist vielmehr die Fähigkeit der Institute, neue Technologien schnell und konsequent im Betrieb umzusetzen. Ausreden gibt es keine, denn die Rahmenbedingungen für die Anwendung von Zukunftstechnologien in der Schweiz sind ausgezeichnet.