Mysteriöse Pakete mit Kundendaten der UBS sind einem französischen Medienhaus zugespielt worden. Doch diesmal ist die Grossbank am Skandal vorbeigeschlittert.
Beim französischen Enthüllungs-Portal «Mediapart» wähnten die Redaktoren wohl schon, das nächste «Swiss Leak» in den Händen zu halten. Anfang letzten November hatten dort zwei Männer je ein Zügelkarton vor der Eingangstür hingestellt.
Der Inhalt der Schachteln schien auf den ersten Blick explosiv, wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» berichtete. Die Journalisten fanden nicht weniger als 4'000 Seiten mit Auszügen und Briefen an französische Kunden mit Konti in der Schweiz. Als Absender firmierten die Schweizer Grossbank UBS, aber auch die Privatbank Julius Bär und die untergegangene Bank Hottinger (siehe Bild unten).
Die akribische Durchsicht ergab dann, dass die Korrespondenz bis ins Jahr 2012 datierte und insgesamt Vermögen von über 1,6 Milliarden Franken zusammenkamen. Unter den 1'346 Adressaten fanden sich die Namen von französischen Firmenlenkern, von Politikern und ranghohen Bankern.
(Bild: «Le Temps»)
Telefonanrufe brachten Klarheit
Nach den «Falciani-Listen» und den «Milchbüchlein» schien der nächste Skandal über die Schweizer Institute hereinzubrechen, was zumal für die UBS höchst unwillkommen gewesen wäre. Noch immer wartet die Grossbank nämlich auf ein Verdikt aus Frankreich, nachdem die Behörden dort seit Jahren wegen mutmasslicher Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Geldwäscherei gegen das Institut ermitteln.
In dieser Angelegenheit musste die UBS in Frankreich Anfang Jahr definitiv eine Kaution von 1,1 Milliarden Euro hinterlegen. Bei einer Verurteilung droht ihr eine Strafe von bis zu 6 Milliarden Franken, wie in den Medien spekuliert wurde.
Doch die Rechercheure liessen sich vom Datenschatz nicht hinreissen und machten sich daran, die Unterlagen zu verifizieren.
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