Der hoch verschuldete Karibikstaat Puerto Rico gilt nicht unbedingt als Standort für internationales Banking. Ein Zürcher Vermögensverwalter sieht das anders.
Während die Schweizer Private-Banking-Branche praktisch geschlossen der Karibik den Rücken gekehrt hat, zieht es zumindest einen Zürcher Vermögensverwalter noch dorthin.
Genauer gesagt nach Puerto Rico. In der Hauptstadt San Juan hat Mark Henny eine Bank namens Fairwinds International Bank gegründet, wie das Branchenportal «Citywire» am Mittwoch berichtete.
Auf seinem Linkedin-Profil hat Henny (Bild links) seine neue Position auch schon angegeben: Chairman der Fairwinds International Bank. Der ungewöhnliche Schritt ist laut Henny wohl überlegt: Puerto Rico sei als Standort für Banken mit internationalen Operationen bisher kaum gesucht gewesen.
Doch möglicherweise hat Henny, der seit 2010 Partner der Zürcher Vermögensverwaltung Rhine Capital Partners ist, einige Vorzüge in diesem Karibikstaat ausgemacht, die als Standortqualität ausgegeben werden könnten.
Tiefe Steuern für Startups
Der augenscheinlichste Vorzug ist zweifelsohne, dass Puerto Rico ein Übersee-Territorium der Vereinigten Staaten ist. Damit unterstehen Banken denselben Regularien wie amerikanische Häuser, geniessen aber auch denselben Rechtsschutz.
Der zweite Punkt ist: Puerto Rico versucht die Auswirkungen seiner Schuldenkrise durch den Aufbau attraktiver Rahmenbedingungen und tiefer Steuern für junge Unternehmen zu lindern. Insbesondere möchte sich das Land als Finanzplatz profilieren.
Fairwind International soll sich laut Henny vor allem durch seinen schnellen Service von der Konkurrenz abheben. Die (potenzielle) Kundschaft bestehe vor allem aus Finanzdienstleistern: Trusts, Fonds, Asset Manager, Private-Equity-Gesellschaften. «Wir wollen eine Bank für Asset Manager sein», so Henny.
Fairwind International will schneller sein
Für die vermögende Klientel sei die Geschwindigkeit, mit der eine Bank operiere, ein schlagendes Argument. Hier sehe man einen Wettbewerbsvorteil, so Henny, der in früheren Jahren für ING das Holland-Desk in Zürich leitete.
«Wir wissen von Trust- und Fondsgesellschaften, dass Kontoeröffnungen bei Banken inzwischen ein sehr zäher Prozess geworden sind, der teilweise Monate in Anspruch nimmt», sagt er.
Kunden aus Europa, später auch Lateinamerika und Asien
Fairwinds International unterstehe zwar denselben Regeln wie andere Institute auch. «Doch dank unserer Erfahrung im Schweizer und europäischen Private Banking verstehen wir die Bedürfnisse unserer Kunden genau. Darum können wir auch einen schnelleren Services anbieten», sagt Henny.
Zurzeit stamme die Kundschaft vor allem noch aus Europa. «Aber ich kann mir vorstellen und hoffe auch, dass wir im Laufe der Zeit auch eine Kundenbasis in Lateinamerika und vielleicht auch Asien aufbauen können.»
Kunden von Zürich nach Puerto Rico verweisen
Henny sagte weiter, die Bank in Puerto Rico stünde nicht in Verbindung mit seiner Vermögensverwaltung Rhine Capital Partners in Zürich. Allerdings würde er auch Kunden nach Puerto Rico verweisen.
Henny hatte Rhine Capital Partners 2010 mit Jan Bleuland von Oordt gegründet, auch er ein Ex-ING-Banker, der in Zürich stationiert war. Vor ING arbeiteten beide im Private Banking des holländischen Finanzkonzerns ABN Amro in London.