Nachdem die brasilianische BTG Pactual ins Schlingern geraten ist, wird ihre Tessiner Privatbanken-Tochter BSI als Übernahmeziel gehandelt. Und die Zürcher Julius Bär als mögliche Käuferin. Jetzt meldete sich dazu der Bär-CEO Boris Collardi zu Wort.
Seit der BTG-Pactual-Chef André Esteves wegen Bestechungs-Vorwürfen in Brasilien verhaftet wurde, jagen sich die Gerüchte: Die Tessiner Privatbank BSI, deren Kauf die brasilianische Bank erst letzten Oktober abschloss, lande bald wieder auf dem Markt.
Übers Wochenende berichtete der Tessiner Rundfunk «RSI» mit Verweis aus der BSI nahestehende Quellen, dass die Zürcher Privatbank Julius Bär sich das Tessiner Insitut greifen könnte. Eine Spekulation, die angesichts der Situation so abwegig nicht scheint – finews.ch fand sieben Gründe, warum BSI für die «Bären» interessant sein könnte.
Viele Gelegenheiten in der Schweiz
Nun meldete sich in der Sache gar noch der Chef zu Wort. Julius-Bär-CEO Boris Collardi (Bild) gab der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) ein Interview – und äusserte sich dazu konkret zum Thema BSI und zur Rolle seiner Bank in der Konsolidierung des Swiss Banking.
Demnach ist der Bär-CEO vor allem auf der Jagd nach Übernahme-Zielen in den Wachstumsmärkten Asien und Südamerika. Auf dem Collardis Radar sind dabei insbesondere chinesische Fintech-Firmen; ebenfalls will er das bestehende Geschäft der Privatbank in Brasilien verdoppeln.
Hingegen spielte Collardi die Möglichkeit herunter, dass Julius Bär bald die BSI übernehmen könnte – obwohl er auch im Swiss Banking nach Gelegenheiten Ausschau hält. «Die Konsolidierung in der Schweiz ist nicht zu Ende», sagte Collardi gegenüber der «Financial Times». Es werde noch viele Kaufgelegenheiten geben.
Absage an die Credit Suisse
Eine harsche Absage erteilte Collardi hingegen einer Fusion mit der Grossbank Credit Suisse (CS), die im Private Banking einen Quantensprung benötigt. Viele Kunden seien von der UBS und der CS zu Julius Bär gekommen, weil sie ihr Geld nicht bei einem Bank-Giganten wissen wollten, begründete der Bär-CEO seine Haltung.
Auch seine Mitarbeitenden – viele Top-Kader von Bär und Collardi selber waren einst für die CS tätig – sähen einen Zusammenschluss mit einer Grossbank wohl sehr kritisch.
«Die Eigner würden es lieben»
Schon allein deshalb könne er «keinen einzigen guten Grund» für einen solchen Deal erkennen, sagte Collardi. Und gab im selben Atemzug zu: «Unsere Eigner würden eine solche Fusion wohl lieben».