Ein holländischer Unternehmer weckt eine Schweizer Uhrenmarke aus ihrem Dornröschenschlaf und kreiert neue Zeitmesser mit einer grossen Historie. Unter Sammlerinnen und Sammler sind die edlen Stücke zu höchst erschwinglichen Preisen bereits der absolute Renner. 

Die Uhrenfirma Lebois & Co wurde 1934 im französischen Besançon von der Familie Dodane gegründet, wobei praktisch die gesamte Produktion in der Schweiz erfolgte. Nach anfänglichem Erfolg fiel das Unternehmen in den 1970er-Jahren – wie viele andere Gesellschaften auch – der Quarzkrise zum Opfer.

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Dodane-Uhrenfabrik (Bild: CDMLEC)

Obwohl diese Technologie in der Schweiz erfunden worden war, fand sie bei hiesigen Uhrenmachern kaum Anklang. Japanische Konkurrenten hingegen, wie vor allem Seiko, übernahmen die Quarzwerke und konnten so billigere und genauere Uhren produzieren. Als Folge davon überlebten viele hiesige Hersteller die Krise nicht. Lebois & Co stellte 1972 seinen Betrieb ein.

Unerwartetes Comeback

Doch mehr als 40 Jahre später erlebte die Marke ein unerwartetes Comeback: Der holländische Unternehmer Tom van Wijlick und dessen Frau Eveline (Bild unten) waren 2012 bei einer Auktion von Christie’s auf eine Vintage-Lebois & Co-Chronograph von 1945 gestossen. Das edle Stück begeisterte sie dermassen, dass sie beschlossen, dieser Uhrenmarke neues Leben einzuhauchen.

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Team von Lebois & Co (Bild: CDMLEC)

Mit ihrer in Holland ansässigen Compagnie des Montres Lebois et Cie B.V. (CDMLEC) übernahmen sie 2014 die Markenrechte – kurz darauf auch jene der (Piloten-)Uhrkollektion Airain, die ebenfalls der Familie Dodane gehört hatte.

Klarer Anspruch: Swiss Made

Die ersten beiden neuen Lebois-Uhren, darunter die noch heute erhältliche Venturist, besassen moderne Designs. Doch van Wijlick gab sich damit nicht zufrieden. Ihm schwebte vor, die historische Marke in die heutige Zeit zu überführen, und zwar auf unkonventionelle Weise.

Im Rahmen eines mehrstufigen Evaluationsprozesses liess er potenzielle Käuferinnen und Käufer online über die wichtigsten Elemente der Uhr entscheiden, also über das Uhrwerk, das Gehäusedesign und vor allem über die Zifferblattgestaltung, welche letztlich die Heritage-Chronograph-Reihe unverwechselbar machen würde. Dabei war der Anspruch stets klar: Die Uhren mussten «Swiss Made» sein.

Kreation in mehreren Etappen

Diese Findungsphase vollzog sich 2021 in mehreren Schritten, bis im Dezember die ersten am Computer entworfenen Prototypen des Genfer Designers Matthieu Allègre vorlagen und Vorbestellungen möglich wurden.

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(Bild: CDMLEC)

Zur Auswahl standen insgesamt vier Modelle – mit einem silbernen Zifferblatt und mehrfarbigen Skalen bis hin zu einem schwarzen Zifferblatt mit goldenen Details (Bild oben). Auf grössten Zuspruch stiess jedoch das Modell mit einem lachsfarbenen Zifferblatt in zwei Ausführungen. Es sind bis heute die beiden meistverkauften Exemplare.

Die vier Zifferblätter illustrieren nicht nur die grosse Chronographen-Tradition von Lebois & Co, sondern reflektieren ebenso die Trends der Edeluhren in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Erschwingliche Luxusuhren

Beim Uhrwerk hatten die «Fans» die Wahl zwischen einem Nocken-Chronographen-Werk von ETA oder Sellita und einem Säulenrad-Chronographen-Werk von La Joux-Perret (LJP) aus La Chaux-de-Fonds, ähnlich den Valjoux 22- und 72-Werken der alten Lebois & Co-Stücke. Dass das LJP-Kaliber etwas teurer war, schreckte niemanden ab. Im Gegenteil, das Säulenrad-Kaliber von LJP erhielt fast 20-mal so viele Stimmen wie die Alternativen.

Das eindeutige Ergebnis machte klar, dass die Käuferinnen und Käufer für Langlebigkeit sowie für eine sanftere Bedienung durchaus bereit waren, tiefer in die Tasche zu greifen. Gleichwohl bleiben es Luxusuhren zu einem erschwinglichen Preis: aktuell rund 3'000 Franken. Die technische Konzeption und Assemblage erfolgen im Tessin, so dass Lebois dem «Swiss-Made-Anspruch» tatsächlich voll gerecht wird.

Mit digitalem Zwilling

Alles in allem sind es einzigartige Zeitmesser, die auf dem Vermächtnis einer historischen Marke aufbauen und mit heutiger Ästhetik neue Akzente setzen. Waren die Modelle zunächst nur über die Lebois-Webseite auf Vorbestellung und Vorauszahlung erhältlich, erweiterte van Wijlick in den vergangenen zwei Jahren das Geschäftsmodell und baute Lager sowie ein internationales Händlernetz auf, das die Märkte Holland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Kuwait, Japan und die USA beliefert. Weitere Länder sind in der Planung, wie der Unternehmer gegenüber finews.ch betonte.

Jedes Exemplar wird mit einem «digitalen Zwilling» geliefert, der zur Authentifizierung auf der Blockchain gespeichert wird und Punkte für das CDMLEC-Bonusprogramm der Marke sammelt. Denn viele Liebhaberinnen und Liebhaber begnügen sich nicht bloss mit einem Exemplar, sondern schaffen sich die ganze Kollektion an, die schon bald mit weiteren Modellen erweitert werden soll.

Demnächst mit neuen Armbändern von Fixoflex

Die Uhren besitzen ein relativ einfaches Armband, das in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Material und Farbe zu haben ist. So kommt die Uhr am Armgelenk besser zur Geltung. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass vor allem die Wildlederoptionen recht rasch abgegriffen wirken. Das ist schade für die Schönheit der Uhr.

Bewährt haben sich hingegen die Metallarmbänder. Zur CDMLEC gehört auch die Armband-Marke Fixoflex, die bis jetzt nur beim Airain Sous-Marine zur Anwendung kam. Demnächst werden aber auch die Lebois-Modelle mit diesen Armbändern lieferbar sein.

Grosse Beachtung in der Öffentlichkeit

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(Bild: CDMLEC)

Besitzerinnen und Besitzer von Lebois-Chronographen fallen in der Öffentlichkeit häufig auf, weil sie mit einer eleganten Schweizer Uhr in Erscheinung treten, deren Marke (noch) wenigen bekannt ist, was sie bloss noch exklusiver macht.

Der sorgfältige und durchdachte Ansatz des Unternehmerpaars Tom und Eveline van Wijlick, dem Vermächtnis dieser Uhrenmarke vollends gerecht zu werden, verdient Respekt.