Daniel Lampart, Chefökonom des Gewerkschaftsbundes und Bankrat der Nationalbank, tadelt in seinem Blog die Falschaussagen der UBS-Spitze.
Nach der Publikation des Finma-Berichts über die Bankenkrise in der Schweiz geht der Ökonom Daniel Lampart in seinem Blog hart mit der UBS ins Gericht. Brisanter als der erzwungene Rücktritt von UBS-Präsident Marcel Ospel sind nach seinem Ermessen die falschen Informationen, welche die UBS-Verantwortlichen der Bankenkommission ablieferten.
In seinem Blog äussert Lampart seine persönliche Meinung, die nicht in jedem Fall mit derjenigen des Gewerkschaftsbundes oder seiner Gremien übereinstimmen muss. Konkret schreibt er:
«Der Bericht der Finma über die Bankenkrise und die UBS im Besonderen enthält viele brisante Details. Dass die Finma Ospels Rücktritt erzwungen hat, ist eines davon. Doch noch brisanter sind die Aussagen des Berichts zu falschen Informationen der UBS-Chefs gegenüber der Bankenkommission, der Überforderung der UBS-Verantwortlichen und dem Durcheinander, das in Teilen der Firma geherrscht haben muss. Beispiele:
- Die UBS ist nur ungenügend auf grössere ökonomische Schocks vorbereitet gewesen (S. 25).
- Die UBS hielt entgegen ihren Aussagen gegenüber der Bankenkommission (EBK) immer grössere Positionen im Bereich der verbrieften Hypotheken auf ihren eigenen Büchern. Offenbar wusste auch das oberste UBS-Management nichts davon (S. 27).
- Der Chief Risk Officer beruhigte die EBK zu Beginn der Probleme auf dem Markt mit verbrieften Hypotheken damit, dass die UBS sich gegen die Verluste abgesichert habe. Tatsächlich aber war das nicht der Fall. Diese Fehlbeurteilung beruhte offenbar auf unvollständigen Daten (S. 23).
Wann werden UBS-Chefs zur Verantwortung gezogen?
Bereits das Deferred Prosecution Agreement, in welchem die UBS die illegalen Kundenakquisitionen in den USA zugegeben hat, zeigte, dass die Bank aufgrund von groben Führungsfehlern in Schwierigkeiten geraten ist. Nun wird das durch neue Aussagen im Finma-Bericht erhärtet.
Nach wie vor stellt sich die Frage, wann endlich Leute aus der UBS zur Verantwortung gezogen werden. Entscheidend mitverantwortlich ist der Verwaltungsrat. Er hat zugelassen, dass die Bank mit einem Eigenkapital von 40 Milliarden Franken auf 2 Billionen Franken Bilanzsumme geschäftet respektive dass sie aus eigener Kraft nur 2 Prozent Verlust einstecken kann, hat aber gleichzeitig zu wenig strenge Vorkehrungen getroffen, dass die Bank die Risiken im Griff hat.
Verheerende Signale
Kann es sein, dass das Management einer grossen Firma nach solchen Fehlern zur Tagesordnung übergehen kann? Das Signal, welches dadurch an die Spitzen anderer Firmen ausgesendet wird, ist jedenfalls verheerend.»