Hat das Modell der Universalbanken ausgedient? Für Patrick Müller, Mitgründer und CEO der Zürcher Finanz-Boutique Zwei Wealth, gibt es heute neue Konzepte, welche die Kundenbedürfnisse besser abdecken, wie er im Interview mit finews.tv erklärt.
Nur wenige Schweizer Finanzinstitute sind in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als die in Zürich ansässige Firma Zwei Wealth. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile 46 Mitarbeitende und verwaltet über seine digitale Plattform Depotgelder von rund 6 Milliarden Franken, wie Mitgründer und CEO Patrick Müller im Interview mit finews.tv erklärt. Zwei Wealth versteht sich heute als sogenanntes Wealth Office House.
Der neudeutsche Begriff steht für eine Organisationsstruktur wie sie Family Offices oder sehr vermögende Privatkunden, sogenannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWIs) bereits haben. Es sind Strukturen, mit Hilfe derer die Zwei-Wealth-Beraterinnen und -berater alle finanziellen Bedürfnisse ihrer Kundinnen oder Kunden mit den jeweiligen Banken und anderen Anbietern abdecken. Müller ist überzeugt, dass in fünf oder zehn Jahren auch Leute mit geringeren Vermögen ein digitales Wealth Office haben werden, wie er im Gespräch weiter erklärt.
Automatisiert oder in Ansprache
Wichtig ist dabei, dass gewisse Bankdienstleistungen automatisiert ablaufen, so dass sich die Kundin oder der Kunde nicht mehr darum kümmern müssen, während die beratungsintensiven Interaktionen weiterhin in enger Absprache mit kompetenten Mitarbeitenden abgedeckt werden. Für alle diese Dienstleistungen verlangt Zwei Wealth eine Gebühr, die sich nach der Höhe der anvertrauten Gelder richtet.
Das Konzept des Wealth Office House, das seit knapp einem Jahr existiert, will Zwei Wealth in diesem Jahr auch ins Ausland exportieren, wie Müller verrät. Als erste Zielmärkte sind Grossbritannien und Deutschland geplant. Der Zwei-Wealth-CEO räumt zwar ein, dass in den beiden Ländern niemand auf sie gewartet habe.
Zuerst London und Deutschland, nächstes Jahr Singapur
Doch London sei aufgrund seiner Grösse als Finanzplatz ein «place to be», während Deutschland ebenfalls aufgrund der Grösse, aber vor allem wegen seiner regionalen Strukturen interessant sei. «Wir werden uns nicht in einer bestimmten Grossstadt niederlassen, sondern unsere Plattform dezentral anbieten, dass sich Partner aus allen Teilen des Landes ihr anschliessen können», erklärt Müller.
Erfüllen sich die Erwartungen im europäischen Ausland, will Zwei Wealth 2024 auch nach Singapur expandieren, wie der CEO weiter erklärt, «Wenn wir uns Fragen, wo die Klientel von morgen ist, und wo Angebot und Nachfrage zusammenkommen, landet man früher oder später in Asien. Und mit Singapur hat sich ein Finanzplatz herauskristallisiert, der unschlagbar ist.»
Grosse Skepsis der Kundinnen und Kunden
Mit ihrem Wealth-House-Konzept steht die Firma Zwei Wealth in direkter Konkurrenz zu den Banken und Vermögensverwaltern. Insofern ist es nicht erstaunlich, wenn Müller erklärt: «Man unterstellt uns Bankensepsis. Doch davon will der frühere Credit-Suisse- und spätere UBS-Banker nichts wissen. «Wir arbeiten sehr gut mit allen Finanzinstituten zusammen», beteuert er, gibt jedoch zu bedenken: «Ist das Modell der Universalbank oder der Privatbank noch zukunftsfähig?»
Für den Zwei-Wealth-CEO ist es ein Modell, das lange funktioniert habe. Doch heute sei der Markt sehr fragmentiert, und selbst für die grössten Anbieter werde es immer schwieriger, alle Dienstleistungen anzubieten. Umgekehrt wachse bei vielen Leuten die Skepsis, ihr ganzes Geld bei einer einzigen Bank zu haben – weil es das Konzept der heutigen Kundenbedürfnisse nicht mehr genügend abdecke, sagt Müller und kommt – nicht überraschend – zum Schluss, dass das Wealth-Office-Konzept die zukunftsfähige Antwort darauf sei.
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