Eine der grössten und wichtigsten Familienstiftungen in der Schweiz durchlebt eine schwierige Zeit. Dabei geht es um einen Machtkampf zwischen dem Bewährten und einem radikalen Wandel. Zahlreiche Empfänger zittern nun um ihre Zuwendungen.
Die Sandoz-Familienstiftung könnte in den kommenden Wochen mit einer neuen Führungsstruktur an die Öffentlichkeit treten. Die damit verbundenen Änderungen drohen Auswirkungen auf Hunderte von Empfängern wohltätiger Zuwendungen zu haben, wie die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» am Mittwoch in einer umfassenden Recherche berichtet.
Die Stiftung, die in ihren Ursprüngen auf die Familie Sandoz (Gründer der Sandoz in Basel) zurückgeht, ist ein verschachteltes Konstrukt, das an diversen Firmen in der Uhrenindustrie (unter anderem Parmigiani), in der Hotellerie (unter anderem Beau-Rivage, Lausanne, Bild oben) und im Tourismus sowie in der Pharmabranche beteiligt ist.
Kernstück der Stiftung ist der 3,6-prozentige Anteil am Schweizer Pharmakonzern Novartis, der jedes Jahr 250 bis 300 Millionen Franken an Dividenden einbringt.
Neue Ansprüche
Über viele Jahre wurde die Stiftung recht autokratisch vom Patriarchen Pierre Landolt geführt, der von Olivier Verrey und Gabriel Prêtre sekundiert wurde. Über die Jahre rückte Monika Matti mehr und mehr ins Zentrum. Sie ist die Gattin des Juristen und früheren Diplomaten Franz von Däniken.
Matti war mit dem Auftrag angetreten, «die neue Generation an Familienmitgliedern zu coachen», um gemäss dem Willen dieser Generation einen eigentlichen Transformationsprozess einzuleiten. Dies führte zu einem Kulturkonflikt zwischen den Vertretern des Angestammten und dem Anspruch auf radikalen Wandel aus.
Das wiederum hat zur Demission einer ganzen Reihe von langjährigen Mitarbeitenden geführt, wie «Le Temps» weiter schreibt.
Grosse Befürchtungen
Die vermutlich unabwendbaren Veränderungen innerhalb der Familienstiftungen dürften erhebliche Auswirkungen auf die philanthropischen Aktivitäten dieser Institution haben, die Hunderten von kulturellen Einrichtungen jedes Jahr Millionen von Franken zufliessen lässt.
Direkt oder indirekt profitieren davon Tausende von Menschen. Sie befürchten nun, aufgrund der Neuausrichtungen möglicherweise leer ausgehen zu müssen.
Ausschüttungen erhöht
Die Stiftung ihrerseits betont, dass die 2018 neu gegründete Fondation Philanthropique Famille Sandoz, welche die gesamten philanthroischen Aktivitäten der Stiftung bündelt, die Ausschüttung in den vergangenen Jahren erhöht hat.
Damit wird sie gemäss weiteren Angaben ihrer Rolle als wichtige Trägerin der lokalen und nationalen Kulturszene auch weiterhin gerecht werden.