Von den einen geschmäht – von den anderen gesucht. Während sich viele institutionelle Anleger aufgrund der ESG-Kriterien aus Öl- und Gasfirmen verabschieden, machen die Hedgefonds dank der rekordhohen Energiepreise nun ordentlich Kasse.
Amerikanische und britische Hedgefonds haben in aller Stille die Aktien von ungeliebten Öl- und Gasunternehmen aufgekauft, die von umweltbewussten institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Versicherungen abgestossen wurden, berichtet die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Freitag. Angesichts steigender Energiepreise ernten sie nun grosse Gewinne.
«Es ist eine grossartige und einfache Idee», sagt Crispin Odey, Gründer von Odey Asset Management in London. «Sie (die Institutionellen) sind alle so scharf darauf, ihre Ölanlagen loszuwerden, dass sie fantastische Renditen auf dem Tisch liegen lassen», fügt Odey hinzu, dessen Europa-Fonds in diesem Jahr bisher um mehr als 100 Prozent stieg.
Geringerer ESG-Druck
Hedgefonds stünden unter geringerem Druck, ESG-Normen einzuhalten, als herkömmliche Fondsgesellschaften. Dadurch würden sie oft zu den einzigen Käufern gehören. «Die Leute verstehen nicht, wie viel Geld man mit Dingen verdienen kann, die die Leute hassen», erklärt Josh Young von Bison Interests.
«Mehr Menschen als je zuvor fahren benzinbetriebene Autos und Motorroller.»
Schreckliche ESG-Typen
Die aktuelle Entwicklung auf dem Energiemarkt zeige, dass Investitionen in Bereiche wie die Öl- und Gasförderung nach wie vor dringend erforderlich seien, so Young weiter. Unternehmen würden ihre Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung häufig dazu nutzen, den Übergang zu sauberer Energie zu finanzieren. Ein Investitionsstopp in diese Aktien würde diesen Prozess behindern.
«Die ESG-Typen verursachen schreckliche Probleme», sagt Odey. «Sie sorgen dafür, dass der Preisanstieg nicht durch das Angebot gedeckt wird.»