Kommen mit dem Wachstum auch neue Herausforderungen?
In der Vorweihnachtszeit haben wir natürlich alles versucht, um dem Kunden auch ein positives Erlebnis zu ermöglichen. Wir haben am «Black Friday» alle Transaktionsrekorde für uns gebrochen. Bei einem Händler waren wir das zweitgrösste Zahlungsmittel an dem Tag, nach Mastercard. Im Dezember war dasselbe Volumen dann aber schon «business as usual». Und das ist für uns natürlich schon auch eine Bestätigung. Denn es gab berechtige Kritik in der Vergangenheit, besonders an der Stabilität und Geschwindigkeit.
Was sind die Wachstumsziele für 2019?
Aktuell akquirieren wir ungefähr 15'000 neue Kunden in der Woche. Ich kommuniziere kein Ziel für 2019. Aber wenn die Neukunden-Registrierung so weiterläuft, dann kann jeder ausrechnen, dass rund 600’000 bis 700'000 neue Nutzer dieses Jahr möglich würden. Aber das Geschäftsmodell ist in dieser Form erst eineinhalb Jahre alt, darum bin ich sehr vorsichtig mit Prognosen.
Wann ist denn der Markt gesättigt? Wie viele Leute müssen Twint haben, damit kein Wachstum mehr möglich ist?
Jeder Mensch in der Schweiz, der etwas zu bezahlen hat und ein Mobiltelefon hat, ist Kunde. Mit sehr wenigen Ausnahmen.
Und die Ziele in Bezug auf das Verhalten der Nutzer?
Ich habe nicht die Illusion, dass es uns gelingen wird, bereits im Jahr 2019 oder 2020 den Kunden dazu zu bringen, fünfmal im Monat Twint einzusetzen. Unser Ziel ist aber sicherlich, den Kunden dahin zu entwickeln.
Wie trainiert man den Leuten den Griff zum Portemonnaie ab?
Indem sie täglich sehen, dass man mit Twint fast alles zahlen kann. Zudem auch über «use cases», die die Menschen auch spezifisch ansprechen. Wenn ich zum Beispiel jeden Tag mein Auto parken muss und dann mit Twint zahlen kann, statt eine ärgerliche Busse zu riskieren, weil ich kein Kleingeld dabeihabe. Es geht auch darum, Twint den Ruf des Exotischen zu nehmen.
Wie weit ist Twint vom Break Even entfernt?
Unser Einkommen aus dem Anteil am Umsatz und aus den Lizenzgebühren der Banken für die App ist sicherlich noch nicht gross genug, um heute die Kosten von Twint zu decken. Wir müssen zusätzliche «use cases» entwickeln. Diese Diskussion führen wir aktiv zu einer Reihe von Themen, weil wir auch noch Lücken haben, zum Beispiel im E-Commerce. Das diskutieren wir intensiv mit unseren Eigentümern, an welcher Stelle wir welche Potenziale sehen.
Markus Kilb ist seit Anfang November 2018 CEO der Schweizer Bezahl-App Twint. Der Deutsche war davor innerhalb der Unicredit Gruppe Chef der Unicredit Family Financing Bank mit Sitz in München. Twint gehört dem Schweizer Börsenbetreiber Six, der Postfinance, der französischen Bezahlspezialistin Worldline und mehreren Schweizer Banken gemeinsam.
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