Kühl kalkulierende Quant-Fonds konnten in der Panik nach dem SNB-Entscheid mit Gewinnen mächtig auftrumpfen. Doch gehört ihnen wirklich die Zukunft, wie in der Branche eifrig kolportiert wird?
Leda Bragas (Bild links) Wort hat in der Investment-Szene Gewicht. Die im Jahr 2013 zur mächtigsten Hedge-Fund-Managerin der Welt gekürte Investorin hat in Genf eine kometenhafte Karriere hingelegt. Im Jahr 2001 trat sie dort in die Dienste des Milliardärs Michael Platt und seines Hedge Funds Bluecrest. Auf der Höhe der Finankrise 2008 steigerte sie das ihr anvertraute Vermögen um 43 Prozent – und spätestens von da an lag ihr die Branche zu Füssen.
Zukunft gehört den Quants
Die gebürtige Brasilianerin blieb dabei stets ihrem Ansatz treu: Braga steht für den Einsatz von Quants, also von Computer-gesteuerten Handelssystemen, die Investoren aus Fleisch und Blut immer härter konkurrenzieren. Nun kommt die Hedge-Managerin zum Schluss, dass die effizienteren Quants in diesem Kampf bald die Oberhand gewinnen.
«Gegenwärtig besteht noch Raum für beide Ansätze», so Braga gegenüber der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). «Doch ich vermute, dass die Zukunft den Systemen gehören wird.»
Gewinne am Schicksalstag
Und wie sich zeigt, gaben die vergangenen Wochen der Finanzfrau recht: Quants profitierten massiv von den Währungsturbulenzen nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Mindestkurs-Grenze zum Euro aufzugeben.
Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet, legte Bragas eigener Hedge Fund Systematica vom 1. bis am 16. Januar – also einen Tag nach dem SNB-Entscheid – um 7 Prozent zu. Dem Quant-Fonds ISAM gelang es ebenfalls, am Tag der Kehrtwende der Nationalbank 7 Prozent Rendite einzufahren.
Zuflüsse zuhauf
Zur Erinnerung: In der gleichen Zeit erlitten grosse Finanzinstitute wie die Deutsche Bank mehr als 100 Millionen Franken an Verlusten, und einzelne Online-Devisen-Plattformen gingen wegen Fehlspekulationen ihren Kunden gar bankrott.
Wie «Bloomberg» weiter berichtet, dürften die Gewinne der Quants bei den Investoren nun für Furore sorgen. Schon letzten Dezember flossen den Roboter-Fonds rund 1 Milliarde Dollar an Kundengeldern zu. Das sind Vermögen, die traditionellen Fondshäusern fehlen werden.
Panik als ideales Umfeld
Das volatile Umfeld und die Panik an den Märkten scheinen dabei für Quants wie geschaffen zu sein. Kühl sezieren sie die Kursbewegungen, immer auf der Suche nach unterbewerteten Anlagen und lukrativen Trades.
Und sie behalten dabei stets den Überblick, wie die Quant-Spezialisten gegenüber der «Financial Times» versichern. «Wir handeln über unsere Fonds 4'500 verschiedene Aktien. Ein Mensch kann da nur mit Mühe alle Chancen und Risiken übersehen», sagt Leda Braga. Ein Computer hingegen schon.