Computergesteuerte Anlagestrategien boomen, und der Hunger der Quants nach exklusiven Datenquellen wächst. Das bringt die Banken in eine böse Zwickmühle.
Die Quants gelten als die neuen Sesamöffnedichs des Finanzwesens. Den Anlagealgorithmen werden beinahe mystische Fähigkeiten beim Erkennen von Marktungleichgewichten zugesprochen. Entsprechend ist in der Branche ein Wettrüsten um die einschlägige Technologie in Gange – und um die besten Spezialisten. Wer die Investmentcomputer zu programmieren weiss, kennt keine Jobsorgen.
Doch inzwischen stösst die Magie der Quants an Grenzen. Wenn immer mehr Algorithmen dieselben Daten wälzen, dann sind die Marktchancen zunehmend dünn gesät. Damit hat ein weiterer Wettlauf begonnen: Jener der Quants um exklusive Informationen.
Satellitenbilder unter der Lupe
Längst durchstöbern Algorithmen Kreditkarten-Daten oder werten Satellitenbilder aus, um sich den entscheidenden Vorsprung zu sichern, wie die Agentur «Bloomberg» berichtete. Und sie scharren an einer Datenquelle, die besonders reiche Ausbeute verspricht – an den Banken selber.
Von den Geldhäusern zu erfahren, wie viele Kunde Analyseberichte zu gewissen Firmen lesen, ist dabei wohl einer der harmloseren Wünsche. Über kurz oder lang tasten die Quants an die Grenze zum Insiderwissen. Und die Banken sehen sich in der Zwickmühle: Die quantitativen Investoren sind gute Kunden und werden im eigenen Haus forciert. Anderseits ist die Vertraulichkeit das wertvollste Gut der Branche überhaupt.
Analysten gegen Compliance
Schon bröckeln die Linien. Die Research-Abteilungen der Banken würden gegen Bezahlung gerne Daten preisgeben, wie die Agentur weiter berichtete. Doch die Compliance-Abteilungen stellten sich diesem Ansinnen in den Weg. Noch.
Auf dem schmalen Grat wandern derzeit auch die Schweizer Banken, zumal die beiden Platzhirsche UBS und Credit Suisse (CS). Beide haben zuletzt im Quantbereich massiv aufgerüstet, wie auch finews.ch berichtete (etwa hier und hier).
Bei der CS schlägt sich derzeit der erst letztes Jahr eingestellte Chef für die quantitative Aktienanalyse, Matthew Rothman, mit der Problematik herum. «Wir erkennen, dass sich mit den Daten ein Mehrgewinn erzielen lässt. Doch die Frage stellt sich, wem dieser Mehrgewinn gehört», schilderte der CS-Banker das Dilemma gegenüber der Agentur. Eine Bank, sagte er, müsse da zuvorkommend und zurückhaltend zugleich sein.
Träume von der «Swiss Fortress»
Für Schweizer Banken ist das Thema von besonderer Bedeutung. Schon seit längerem spielt die Branche mit dem Gedanken, die Schweiz zu einem riesigen Tresor für Kundendaten auszubauen. Firmen wie DSwiss haben dazu Pionierarbeit geleistet, mit einem virtuellen Datentresor testet die UBS bei Privatanlegern das Feld. Und Privatbankier Eric Syz träumt bereits von einer «Swiss Fortress».
Längerfristig verspricht das Potenzial. Doch mit den Datenlieferungen an Quants lässt sich heute schon gutes Geld verdienen. Eine weitere Gratwanderung, welche die Banken zu bestehen haben.