Die amerikanische Grossbank Morgan Stanley steht der Schweizer UBS schon länger in der Sonne. Nun komm es dort zu einem möglicherweise folgenreichen Chefwechsel.
Die Kauf der Credit Suisse (CS) geschah unter Zwang von Bund und Behörden. Doch zumindest ein «Upside» hat die UBS in dem Deal. Die Schweizer Grossbank avanciert mit erwarteten 5 Billionen Dollar an kombinierten Kundenvermögen zum «Wealth Management Powerhouse» – und rückt gleichzeitig in der globalen Vermögensverwaltung gleich hinter ihrer grössten Rivalin auf: Morgan Stanley (siehe Grafik unten).
Hartnäckig tiefer bewertet
Mit ihrem riesigen Heimmarkt in den USA steht die Wallstreet-Bank der UBS in der Ambition, die weltgrösste Privatbank zu sein, schon länger in der Sonne. Die gilt auch an der Börse: Die Aktie der UBS ist im Handel chronisch tiefer bewertet als jene von Morgan Stanley.
Dies wohl sehr zum Ärger von Colm Kelleher, der sinnigerweise den grössten Teil seiner bisherigen Karriere beim US-Institut zugebracht hat. Als Präsident der UBS hat er sich nun der Aufgabe verschrieben, den Börsenwert der Schweizer Bank zu steigern und gegenüber den «US-Peers» aufzuholen. Dazu tourte er mit dem Management auch schon nach New York, um das dortigen Investoren zu erklären.
(Grafik: UBS)
Langzeit-Chef tritt zurück
Nun steht bei Morgan Stanley selber eine Zeitenwende an. James Gorman, der die Grossbank mehr als zehn Jahre lang als CEO geführt hat, wird in den nächsten zwölf Monaten von seinem Amt zurücktreten. Zu den Leistungen des 64-jährigen Wallstreet-Veteranen zählt explizit, die Vermögensverwaltung forciert zu haben. Dies, während sich andere Konkurrenten wie Goldman Sachs oder J.P. Morgan sich weiter stark auf das Investmentbanking konzentrieren.
Laut der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) sind nun für die Nachfolge mindestens drei Kandidaten im Rennen. Ted Pick, Andy Saperstein (Bild unten) und Dan Simkowitz.
(Bild: Morgan Stanley)
Der 54-jährige Saperstein ist dabei die Wahl, welche die UBS bei ihren Wachstumsambitionen wohl am meisten fürchten muss. Der Manager ist seinem Chef Gorman zu drei verschiedenen Finanzinstituten gefolgt und gilt als Architekt des strategischen Schwenkers von Morgan Stanley weg vom Investmentbanking und hin zu den berechenbareren Einkünften aus der Vermögensverwaltung.
Mittlerweile verwaltet die US-Grossbank in dem Bereich 4,5 Billionen Dollar an Vermögen.
Auf die Stimme der Regenmacher angewiesen
Der New Yorker, der seine Sporen bei der renommierten Beratungsfirma McKinsey abverdiente und selber lange als Investmentbanker tätig war, muss nun aber intern einmal mehr die Kollegen im Investmentbanking überzeugen.
Küren diese ihn nämlich zu ihrem künftigen CEO, dann müssen sie damit rechnen, dass das Wealth Management bei Morgan Stanley noch grösser wird – und dass gleichzeitig die Chance schwindet, Megadeals mit Firmen zu gewinnen und exorbitante Boni nachhause zu tragen.