Für Peter Wuffli drehte sich in der Kryptobranche im vergangenen Jahr nicht alles um den Zusammenbruch von FTX. Der Ex-UBS-CEO, der seit mehr als 40 Jahren in der Finanzbranche tätig ist, erklärte auf finews.tv, warum traditionelle Akteure in den Kryptobereich vordringen.

Peter Wuffli befindet sich an der Schnittstelle zwischen dem traditionellen Finanzwesen und der Wirtschaft der digitalen Vermögenswerte. Er war von 2001 bis 2007 Konzernchef der UBS und später Verwaltungsratspräsident der Zuger Private-Equity-Firma Partners Group. Jetzt sitzt er im Verwaltungsrat von Sygnum, neben Seba die einzige Kryptobank des Landes.

Auf dem Bankenplatz Schweiz hat sich Wuffli immer an der Spitze der Innovation gesehen, wie er gegenüber finews.tv erklärt. Am Anfang ging es um die Professionalisierung und Globalisierung des Schweizer Bankwesens, dann um die Popularisierung von Privatmarkt-Anlagen. Die dritte Ära dreht sich bei Wuffli nun darum, wie die Bank Sygnum ihren Weg ins Banking mit digitalen Assets findet.

Eine traditionelle Krise

Der ehemalige UBS-CEO stiess auf Sygnum, weil er mit Mathias Imbach einen der Gründer kannte. Wuffli war besonders fasziniert von der Art und Weise, wie Sygnum sich aufstellte. Die Bank setzt auf ein vollständig reguliertes Umfeld und hat mit den Standorten Schweiz sowie Singapur eine klare globale Reichweite.

Den Kollaps der Kryptobörse FTX vergleicht Wuffli mit traditionellen Krisen im Finanzwesen. Sie erinnert ihn daran, was 1998 mit dem Hedgefonds Long Term Capital Management (LTCM) geschah, später 2001 mit Enron und Worldcom und 2008 mit der kollabierten US-Investmentbank Lehman.

Enorme Fortschritte 2022

Die jetzigen Zusammenbrüche seien nicht auf die digitalen Vermögenswerten zurückzuführen. «Es war nur ein Hype in Kombination mit Betrug, was auch der Ursprung anderer Krisen war», betont Wuffli.

Zwar habe die gesamte Kryptobranche ihre Höhen und Tiefen erlebt, und der Krypto-Winter sei nichts Neues. Übersehen werden jedoch gemäss Wuffli die enormen Fortschritte, die im Jahr 2022 gemacht wurden. Im Interview spricht er zum einen die Zusammenführung des Ethereum-Protokolls an und zum andern die Institutionalisierung bei Banken und Stiftungen, die sich viel stärker in das Digital-Asset-Banking einbrachten.

Von offener Feindseligkeit zu vorsichtiger Neugier

Mit dieser Entwicklung haben die traditionellen Banken nach Ansicht von Wuffli ihre Einstellung geändert. Die anfängliche Skepsis oder gar offene Feindseligkeit vor ein paar Jahren sei inzwischen in vorsichtige Neugier umgeschlagen.

Zahlreiche Banken würden sich jetzt wegen ihrer Kunden für diese Technologien interessieren. Wuffli beobachtet viele Initiativen: «Wir sehen viele Lernprozesse in einem Gebiet, das sowohl aus technologischer Sicht als auch aus Sicht der Kundenbetreuung ein grosses Potenzial bietet.»

Finanzplatz neu erfunden

Mit Blick auf den Schweizer Finanzplatz zeigt sich Wuffli als Optimist. Der Finanzplatz habe sich in den vergangenen Jahrzehnten neu erfunden. Er sei professioneller und anspruchsvoller geworden hinsichtlich seiner globalen Expertise bei der Betreuung wohlhabender Einzelpersonen und Familien.

Als Beleg führt Wuffli an, dass es kein einziges Jahr gab, in dem der Schweizer Finanzplatz Nettogeldabflüsse verzeichnet habe. Das sage viel über die Welt aus, aber auch etwas über die Qualitäten des hiesigen Banken- und Finanzplatzes.

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