Philipp Bärtschi, Investmentchef von J. Safra Sarasin, hält eine kurzfristige Erholung in China für unwahrscheinlich. Auch sein Blick auf die globale Konjunktur ist nicht sonderlich optimistisch.
Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in China in diesem Jahr auf etwa 3 Prozent verlangsamen wird. Als einer der Hauptfaktoren dabei wird die Null-Covid-Politik gesehen. Während in vielen anderen Ländern die Wirtschaft bereits wieder vollständig geöffnet ist, wird erwartet, dass Peking zumindest kurzfristig an den Beschränkungen und Abriegelungen festhält.
«Was die chinesische Wirtschaft betrifft, so haben wir bei den Nettoexporten eine recht robuste Auslandsnachfrage erlebt, aber eine recht schwache Inlandsnachfrage. Einer der Hauptgründe dafür war die Nullzins-Politik, die immer noch anhält», sagte Philipp Bärtschi, CIO von J. Safra Sarasin, kürzlich an einem Medienbriefing in Hongkong, an dem das Finanzportal finews.asia teilgenommem hat.
«Die kurzfristigen Aussichten sind ziemlich herausfordernd. Die Konsumentenstimmung, die Einkommenserwartungen und die Beschäftigungserwartungen sind ziemlich stark gesunken. Wir glauben, dass die Bereitschaft, Geld auszugeben und zu konsumieren, im Moment begrenzt ist. Wir müssen also wirklich abwarten und geduldig sein.»
Öffnung ab dem zweiten Quartal
Dennoch ist Bärtschi optimistisch, dass es zu einer Trendwende kommen wird, da es Anzeichen für eine staatliche Unterstützung des Immobiliensektors, insbesondere für Bauunternehmen, gibt und die Nullzins-Politik in letzter Zeit leicht gelockert wurde.
«Wir erwarten eine wirkliche Öffnung im zweiten Quartal nächsten Jahres», sagte Bärtschi. «Es besteht eine gewisse Hoffnung, dass sich die Wirtschaft in den nächsten zwei Quartalen irgendwann wieder beschleunigt. Aber während der Wintermonate können wir uns wohl nicht allzu viel erhoffen, auch ohne Covid.»
Globale Rezession wahrscheinlich
In Verbindung mit dem Rezessions- und Inflationsdruck in den USA und Europa passt J. Safra Sarasin ihre Anlagestrategie in Richtung einer defensiveren Ausrichtung an. So hat die schweizerisch-brasilianische Privatbank ihre Anlagestrategie vom Schwergewicht auf Aktien zu einem Fokus auf Anleihen umgestellt. Grund dafür sei das verbesserte Risiko-Rendite-Profil von Staatsanleihen aufgrund steigender Zinsen, glauben die Sarasin-Banker. Der Aktienausblick habe sich aufgrund des Drucks auf die Verbraucherpreise sowie den wahrscheinlichen Rückgang der Unternehmensmargen abgeschwächt.
«Eine globale Rezession ist unserer Ansicht nach das wahrscheinlichste Ergebnis. Wir erwarten eine normale Rezession, keine besonders tiefe», fügte Bärtschi zu den Aussichten für das nächste Jahr hinzu.