Bei rund 2,6 Billionen Dollar verwalteten Vermögen hat die UBS im vergangenen Jahr gerade mal 179 Milliarden Dollar an Krediten für Privatkunden ausstehend. Obwohl die UBS bereits 2018 ihre Bereitschaft erklärt hatte, mehr Risiken zu nehmen und den Lombard-Kredit-Bereich auszubauen, ist das kaum geschehen: Das Volumen ist im vergangenen Jahr um bloss 4 Milliarden Dollar gestiegen. Damit lässt die UBS weiterhin eine lukrative Ertragsquelle aus. Khan will und muss hier das Tempo erhöhen. Geplant ist eine jährliche Steigerung des Volumens um 20 bis 30 Milliarden Dollar. Dafür hat Khan mit Unified Global Markets eigens eine Einheit auf die Beine gestellt.
5. Wann steht das neue Angebot für Millionäre?
Die UBS-Vermögensverwaltung gruppiert ihre Klientel um, wie jüngst im Europa-Geschäft prominent sichtbar geworden ist. Neu soll im Segment der reichen Kunden (High Net Worth, von 500'000 bis 5 Millionen Dollar) ein digitaleres Angebot bereitgestellt werden. Kundschaft mit weniger komplexen Bedürfnissen will die UBS mit modularem Service effizienter bedienen.
Wie viel Technologie – es gilt in der Division das Losungswort «digital everything» – dabei zum Einsatz kommt, ist unklar. Ebenso, ob bestehende Module etwa aus dem Schweizer Affluent-Geschäft «kopiert» werden können. Je nach Bereitschaft der Bank kann sich das Angebot verteuern und auf sich warten lassen.
6. Den Fortschritt nach Amerika tragen
Im Lauf des Jahres 2019 sank die Zahl der Kundenberater in der Americas-Region um 300 Vollzeitstellen, das sind 4,4 Prozent. Trotzdem gelang es der UBS in ihrer grössten Wealth-Mangement-Region nicht, die Effizienz zu steigern, die Cost-Income-Ratio blieb hartnäckig bei 88 Prozent.
Das Resultat der Berater-Abgänge sind Abflüsse – im vierten Quartal 2019 waren es unter dem Strich 9 Milliarden Dollar –, welche die Ertragsbasis schmälern. Trotz fortwährender Arbeit an der Struktur der Division gelingt es nicht, dort ähnlich viel Ertrag aus den Kundengeldern zu erwirtschaften, wie im Rest der Welt.
Die Frage ist, ob sich die UBS angesichts des trotzdem hohen Gewinnbeitrags damit abfinden will, oder ob ein gründlicher Umbau ansteht, wie ihn Khan und Naratil vor allem in Europa angestossen haben. Einstweilen stagniert die Region, die vor wenigen Jahren mit immer neuen Rekordgewinnen überzeugte.
7. Spygate – ein Damoklesschwert
Der bei der Konkurrentin Credit Suisse (CS) weiterhin schwelende Spygate-Skandal um Khan ist auch ein Damoklesschwert für die UBS. Auch wenn sich Khan mit dem Wechsel zur UBS vornehmlich aus der Schusslinie genommen hat, droht ihm – und seiner Frau – ein Verfahren wegen versuchter Nötigung, falscher Anschuldigung, Freiheitsberaubung und Irreführung der Rechtspflege.
Als wäre das nicht genug, läuft auch immer noch ein Verfahren der Zürcher Staatsanwaltschaft, das Khan selber in die Wege geleitet hat. Parallel dazu führt auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) eine Untersuchung bei der CS.
Wie ausserdem der vorzeitige Abgang von Isabelle Romy aus dem Verwaltungsrat der UBS vermuten lässt, liegt der Grossbank viel daran, alle möglichen verbliebenen Verbindungen zum Überwachungsskandal zu kappen. Zur Erinnerung: Romy ist mit Flavio Romerio verheiratet. Der Homburger-Anwalt hat die Vorgänge bei der CS untersucht. Je nachdem, was bei den verschiedenen Verfahren nun alles über Khan selber zum Vorschein kommt, ist er bei der UBS vielleicht mehr ein Problem als ein Hoffnungsträger.
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